Frank'n'Furter tanzte zum letzten Mal
Einen time warp, Zeitsprung, in die frühen 1970er. Richard O'Brien, britischer Musicaldarsteller, hat Langeweile. Seine Rolle in „Jesus Christ Superstar“ hatte er gerade verloren. Ein neues Engagement ist nicht in Sicht. Er setzt sich hin, schreibt ein Musical. Eines, das ganz und gar seinen Vorstellungen entspricht. Innerhalb weniger Wochen ist es fertig, das Stück um Sex, Trash und Rock'n'Roll. Ob wahr oder eine Entstehungslegende – seine Rocky Horror Show ist jedenfalls Kult. 1973 kommt das Stück um Lust, Moral und Unschuld in London zum ersten Mal auf eine Bühne. Fünf Wochen sind geplant, sieben Jahre werden es.
Let's do the time warp again – ins Jahr 2004. Da werfen die Schweriner zum ersten Mal einen Toast auf Rocky. Denn „Rocky Horror Show“ heißt nicht einfach nur zuschauen, sondern mitmachen. Reis werfen, Wasser spritzen, Zeitungen aufhalten, Toilettenpapier auswickeln – das kommt an. Auch in Schwerin. Die Vorstellungen sind von Anfang an ausnahmslos ausverkauft. Viele der Darsteller wechseln im Laufe der Zeit, doch einer bleibt: Markus Wünsch als "Frank'n'Furter". Auch, nachdem er 2011 Professor für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock wurde, sein festes Engagement als Schauspieler und Regisseur in Schwerin aufgegeben hat.
Let's do the time warp again – ins Jahr 2015. In diesem Jahr zieht Markus Wünsch zum letzten Mal die Lackstiefel an. Und es ist wie jedes Mal: Alle Karten sind weg. Zumindest wenn man sitzen möchte. Für jede der elf verbleibenden Vorstellung im Großen Haus gibt es aber noch rund 40 Stehkarten. Diese werden tagesaktuell ab einer Stunde vor der jeweiligen Vorstellung am Abend verkauft.
Und darum geht’s im Stück: Frisch verlobt steuern Brad und Janett auf ein geregeltes, bürgerliches Familienleben zu, als sie eines Abends mit ihrem Auto liegen bleiben und in einem nahegelegenen Schloss um Hilfe bitten müssen. Dort geraten sie ahnungslos in die wüste Orgie des charismatischen Hausherren, Frank'n'Furter. Brad und Janett erliegen schnell der Faszination der erotisierenden Ereignisse, bei denen bald alles in Frage gestellt wird, was bisher Gewissheit für das ebenso junge wie spießige Paar war. Auch Frank'n'Furter selbst scheint zunehmend dem Wahn zu verfallen. Zwischen Sex, Horror und Größenwahn eskaliert die Party zu einem Inferno der Leidenschaften.