Kleine Literatour mit Heidrun Hamann

  • Kuska
    Heidrun Hamann - hier beim Blick in "Die Grossrussin". Der Roman, aus dem Stefan Schwarz zu den Literaturtagen in der Stadtbibliothek liest.
Stefan Schwarz wollte uuuuunbedingt nach Schwerin kommen. Max Goldt in den Speicher. Sechs Geschichten zum Beginn der Literaturtage. Erzählt von Festivalorganisatorin Heidrun Hamann.
30.09.2014
Sylvia Kuska

1. Ob sich Gregor Sander vorstellen könnte, sein neues Buch „Was gewesen wäre“ zu den Literaturtagen vorzustellen? Kann er! Aber gleich zweimal? Sein Agent ist irritiert. Ruft bei Heidrun Hamann an. Irritiert auch sie. Die Leiterin der Stadtbibliothek organisiert im Auftrag des Kulturbüros die Schweriner Literaturtage, hatte für Gregor Sander auch schon eine Zusage und einen Termin. Nach kurzen Irrungen und Wirrungen klärt sich auf: Hugendubel hat auch angefragt. Einen Tag früher als Heidrun Hamann. Einigung auf kurzem Wege. Am 16. Oktober liest der gebürtige Schweriner in der Buchhandlung. „Wichtig ist, dass er überhaupt kommt“, sagt die Bibliotheksleiterin.

 

2. Die meisten Autoren übernachten im Niederländischen Hof. Das hat Tradition. Wer möchte, wird vom Hotel abgeholt. Von einem Chauffeur? „In der Regel zu Fuß“, sagt Heidrun Hamann. Die Leseorte liegen ja mitten in der Stadt. „Die meisten genießen den kleinen Stadtrundgang.“

3. Wenn Autoren wie Peter Wawerzinek, Klaus-Peter Wolf, Marion Brasch und Andrea Sawatzki zu den Literaturtagen kommen, machen sie das nicht umsonst. Sie rühren die Werbetrommel für ihr Buch. Und Honorar gibt’s – neben Reisekosten und Unterkunft – auch. Wie viel? Psssst! Nur so viel: „Das Honorar für Andrea Sawatzki hätten wir nicht zahlen können.“ Die Kooperation mit dem NDR macht es möglich, dass sie im Speicher aus ihrem Buch "Von Erholung war nie die Rede" liest.

4. Stefan Schwarz hat sich auf seiner Lesereise ganz gezielt Schwerin ausgesucht. Hier ist er aufgewachsen. Hier wollte er unbedingt sein neues Buch vorstellen. „Die Grossrussin“. Wer ihn schon einmal bei einer Lesung erlebt hat, weiß, seine Lesungen sind Kult. Heidrun Hamann war es deshalb ein Herzenswunsch, ihn in die Literaturtage einzubinden. Eigentlich wäre er gern schon eher nach Schwerin gekommen. Nun liest er am 24. Oktober in der Stadtbibliothek.

 

5. Als Max Goldt für die Literaturtage zusagte, hatte er eine Bitte: Er möchte im Speicher auftreten. „Da war er schon einmal“, so Heidrun Hamann. Und offenbar sehr angetan von. Sein Wunsch war den Veranstaltern jedenfalls Befehl. Am 13. November wird er dort in seinem Programm "Schade um die schöne Verschwendung" die Absurditäten und Widersprüche des Alltags enttarnen und vermeintliche Nebenschauplätze des Lebens in den Mittelpunkt rücken.

6. In 19 Jahren Literaturtagen passiert auch so manch Kurioses. Ein kleiner Plausch aus dem Nähkästchen: Ein Autor hatte mal den Termin für seine Lesung verdüst. Ein anderer war auf dem Weg dorthin offenbar an ein paar Kneipen zu viel vorbeigekommen... Namen? Lieber nicht!

 

Hintergrund:

Die Literaturtage finden jedes Jahr im Herbst statt. In diesem Jahr dauern sie so lange wie noch nie: vom 30. September bis 18. November. Wichtigster Gratmesser für die Auswahl der Bücher und Autoren ist die Leipziger Buchmesse im Frühjahr. Der Fokus der Lesereihe liegt auf deutscher Gegenwartsliteratur, aber nicht auf einem bestimmten Thema. Normalerweise. Diesmal jedoch schreibt die Geschichte die meisten der ausgesuchten Geschichten. Aus unterschiedlichem Erleben und verschiedenen Blickwinkeln führen ihre Autoren die Zuhörer in die Zeit der friedlichen Revolution, die letzten Jahre der DDR und die Nachwendezeit zurück.

Tipp:

Das komplette Programm im Überblick gib's in unserem Planer für die Literaturtage

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