Kommentar: Das große Schweigen

In einer Woche wird der Schweriner Intendant Joachim Kümmritz seinen Zweitjob als Chef des Theaters in Neubrandenburg/Neustrelitz antreten. Zum Wohle beider Häuser, so die Absicht. Klar, dass dazu viele Fragen unausweichlich sind. Die Reaktion im Theater, der Stadt und beim Schweriner Aufsichtsrat: Wir sagen erstmal nichts. Ein Kommentar.
22.02.2014
Sylvia Kuska

Seit dieser Woche ist es offiziell. Joachim Kümmritz wird Doppelintendant. Das Echo auf den parallelen Chefposten in Schwerin und Neubrandenburg/Neustrelitz: Respekt, Kritik, Skepsis. Und viele Fragen; immerhin ist die Aufgabe, zwei Mehrspartenhäuser zu leiten, ungefähr so, als wäre Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow nun gleichzeitig auch Chefin der Stadt Rostock. Bräuchte das Schweriner Theater angesichts seiner eigenen kulturellen Baustellen nicht einen Intendanten, der sich mit aller Kraft um selbige kümmert, anstatt darüber hinaus noch die Probleme eines anderen Hauses in der Ferne anzupacken? Werden durch die angekündigten Synergieeffekte Stellen gestrichen? Wie oft wird Joachim Kümmritz nun noch in Schwerin sein? Welche Aufgaben wird er abgeben? Wer wird sie übernehmen? Und, auch diese Frage muss erlaubt sein, wird mit den Aufgaben auch das Schweriner Gehalt weniger? Fragen, die sich nicht nur dieschweriner, sondern auch die Schweriner stellen.

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Die Theatermitarbeiter in Schwerin hätten sich längst Antworten gewünscht. Und sie hätten sie angesichts der krisenreichen Zeit, die hinter – und mit Sicherheit auch noch vor ihnen – liegt, mehr als verdient.

Auch dieschweriner hofften auf Antworten. Von der Stadt als Träger. Vom Aufsichtsrat. Vom Doppelintendanten selbst. Im Theater zeigt man sich derzeit nur sehr kommunikativ, wenn es um Pressemitteilungen zu Veranstaltungen geht. Zur Personalie Kümmritz werden dort „im Moment noch keine Fragen beantwortet“. Auch bei den anderen offiziellen Stellen gingen die Antworten meilenweit an den Fragen vorbei. Stattdessen üblich-obligatorische Pauschalstatements wie das von Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow, die das Mecklenburgische Staatstheater auch weiterhin „Dank seines Generalintendanten Joachim Kümmritz gut aufgestellt“ sieht und es als „große Anerkennung für unser Theater und für Joachim Kümmritz“ betrachtet, „dass das Neustrelitzer Theater ihn in einer schwierigen Situation um Hilfe gebeten hat“.

Welchen Grund gibt es, sich so wortkarg zu geben? Auch wenn die Einzelheiten für den Vertrag mit der Theater und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz dem Vernehmen nach erst noch ausgehandelt werden müssen, so werden die Entscheidungsträger in Schwerin längst Antworten auf die unausweichlichen Fragen, die das hiesige Haus betreffen, gefunden haben. Schließlich waren sie es, die ihre Zustimmung dafür gegeben haben, dass der Intendant für eine gewisse Zeit in der Woche andere Probleme als die eigenen lösen kann.

Diese Antworten klar und deutlich nach außen zu kommunizieren, sollte ihnen wichtig sein. Alles andere schafft kein Vertrauen in eine Personalentscheidung, die für viele Theatermacher und Theatergänger so überraschend wie ungewöhnlich ist.

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