So wird man Intendant

  • dieschweriner
    Lars Tietje und Stephan Nolte (v.l.)
Er werde neue Ideen mitbringen, sagte Lars Tietje am Dienstag bei der Vorstellung im Stadthaus. „Ob das Formate aus Nordhausen sein werden, muss man erst einmal sehen.“ Konkret wollte der künftige Leiter des Staatstheaters noch nicht werden. Ein Blick nach Thüringen verrät aber, weshalb er sich gegen 48 Mitbewerber durchsetzen konnte.
25.02.2015
Matthias Hufmann

Die Begründung für die Zusage aus Schwerin stand vor zwei Wochen in der Thüringer Allgemeinen - im Rückblick auf seine Arbeit am Theater Nordhausen. „Herrn Tietje gelang der schwierige Balanceakt zwischen künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichen Zwängen bravourös“, wird der dortige Oberbürgermeister Klaus Zeh zitiert. Anspruch und Zwänge: So ähnlich formulierte das gestern auch Schwerins Stadtpräsident und Theater-Aufsichtsratschef Stephan Nolte. Als Herausforderung für die Zukunft. „Lars Tietje hat bereits eine Umstrukturierung hinter sich.“ Davon könne man hier profitieren.

Was für den 47-Jährigen spricht: In elf Jahren sind die Besucherzahlen in Nordhausen um 50 Prozent auf mehr als 100.000 im Jahr gestiegen, vor allem durch Musicals und Operetten. Die Einnahmen konnten verdoppelt werden. Zudem - Stichwort Ideen: Es gab Afterwork- und Wunschkonzerte. Dabei durften Besucher abstimmen, welche Sinfonie und welches Stück sie gern hören möchten. Tietje steht für Kontinuität und verfügt als Chef der Festspiele in Sondershausen über Open-Air-Erfahrung. „Unser Theater spielte, als ich 2004 anfing, überregional keine Rolle. Das hat sich geändert“, sagte Tietje in einem Interview.

Am Dienstag kamen dann ein paar Nettigkeiten über Schwerin hinzu. Stadt und Theater seien unglaublich attraktiv. Die Aufgabe sei besonders reizvoll. Solche Sätze halt. Er habe schon vor der Ausschreibung von der Stelle erfahren und sei durch eine Anzeige in der ZEIT daran erinnert worden, sich zu bewerben. Ganz unbekannt ist ihm das Staatstheater nicht. „Ich habe hier sechs Vorstellungen gesehen. Die erste in der Spielzeit 2003/2004.“

Im Sommer 2016 kann Tietje die Stelle antreten, nur eine Hürde muss noch genommen werden: Er braucht die Zustimmung der Stadtvertretung. Am 9. März soll das der Fall sein. Danach wird er auch offiziell der Nachfolger von Joachim Kümmritz sein, der in den Ruhestand geht. Tietjes Herausforderungen: Bis 2020 müssen 30 Stellen abgebaut und muss das Gehalt von Orchestermusikern und Chorsängern gekürzt werden. Außerdem soll das Staatstheater mit dem Theater in Parchim fusionieren. Dafür hat sich das Land bereit erklärt, 2016 als Gesellschafter einzusteigen.

Tietje studierte Musik, Evangelische Theologie, Kulturmanagement und ist gelernter Dirigent. Er arbeitete an der Kölner Oper und am Staatstheater Kassel und ist seit 2004 Intendant und Geschäftsführer der Theater Nordhausen/ Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Er ist Mitglied der Tarifkommission Orchester des Deutschen Bühnenvereins und in zahlreichen Aufsichtsräten und Kulturstiftungen aktiv.

„Es war eine deutliche Entscheidung“, sagte Aufsichtsratschef Nolte. Für Tietje.

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