Verträge nicht verlängert: Was wird aus den Tänzern am Theater?

  • Hans-Dieter Hentschel
    Beim Theaterfest wurde das Rammstein-Rockballett gefeiert.
Die Kollegen seien tief traurig, sagt jemand am Telefon. Die Stimmung im Theater - gedrückt. Die Tänzer des Ballettensembles bekommen in diesen Tagen mitgeteilt, dass ihre Verträge nicht verlängert werden.
23.05.2015
Matthias Hufmann

Wie viele betroffen sind? So genau lasse sich das nicht sagen, antwortet die Sprecherin des Staatstheaters am Freitag. Die Tänzerinnen und Tänzer hätten unterschiedliche Verträge und seien einzeln zum Personalgespräch ins Intendantenbüro eingeladen worden. Auf den Fluren des Hauses wird berichtet, dass für die Mehrheit der 15 Mitglieder des Ensembles, für Ballettdirektor Sergej Gordienko, aber auch für mindestens 3 Schauspieler die nächste Spielzeit die vorerst letzte sein könnte in Schwerin.

Könnte. Darauf wird der designierte Generalintendant und Geschäftsführer vermutlich Wert legen. Es sei im Rahmen eines Intendantenwechsels üblich, dass befristetete Verträge nicht verlängert bzw. keine Verlängerungsangebote gemacht werden, lässt Lars Tietje auf Nachfrage ausrichten. „Ab der Spielzeit 2016/2017 soll das Ballett teilweise künstlerisch neu ausgerichtet werden." Mit einem neuen Team? Darauf gibt es am Freitag keine Antwort. Die Spartenstruktur - samt Ballett - würde aber erhalten bleiben.

„Hier in Schwerin bricht für viele gerade die Welt zusammen“, heißt es in einem Post von Schauspieler Dirk Audehm auf Facebook.

Ballettdirektor Gordienko hat u.a. mit dem Rammstein-Rockballett „HardBeat“ große Erfolge gefeiert, bei der Premiere 2014 gab es Szenenapplaus für die Tänzer. Er inszenierte „Der Nussknacker“ und choreografierte „Eugen Onegin“. Seit 2012 ist Gordienko am Staatstheater. Er habe dem Tanz in Schwerin neue Impulse verliehen, heißt es auf der Homepage.

Im Theater, auf Facebook, in den Kommentaren - überall herrscht Ratlosigkeit: „Was will Tietje?“  Ein bisschen Resignation: Wenn man sich anguckt, „was in Rostock so passiert, muss man (...) wohl mit dem Schlimmsten rechnen.“ Und Trauer: „Mir bricht es das Herz.“

Dirk Audehm hat es am Freitag so erzählt: „Schwerin im Jahre 2064. Auf dem Alten Garten entsteigt eine Gruppe Japaner einem Reisebus. Flink das Schloss geknipst, da man in einer halben Stunde schon in Rostock sein muss, wieder in den Bus zurück. Im letzten Moment dreht eine Japanerin sich um und fragt den Reiseleiter: Und was ist das fül ein Gebäude? Der Reiseleiter: Das ist unser Aldi, da war früher mal 'n Theater drin.“

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