Jede Woche in dieser Stadt ist ein Gewinn

  • dieschweriner
Ach, wir lieben Schwerin. Jede Woche in dieser Stadt ist ein Gewinn. Hier gibt es Unternehmen, die Gerüche per Internet übertragen und Investoren, die Windräder in den Schweriner See stellen. Und Witzbolde, die sich so etwas ausdenken, nur weil der 1. April ist. Nur Scherze, was für ein Glück. Wer will schon einen Furz gemailt bekommen?
06.04.2014
Roland Regge-Schulz

Die Woche fing schon gut an. Irgendwann soll die Küche kommen. Hurra! Und das Grab von Bertha Klingberg grüßt jetzt blumig frühlingsfrisch. Und auf einer Fahrt zur Kongresshalle, konnten wir den Schildern der Umleitung folgend, völlig neue Ecken der Stadt besichtigen. Nun gut, wir sind nicht zur Kongresshalle gekommen aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.
Zumal die Verwaltung unserer Stadt gut zu tun hat. Allein die Aufregung um den “Rockpalast”. Nun sage bitte keiner, die Verwaltung kümmere sich nicht um die Probleme ihrer Stadt. Da wurde sich schnell und gemeinsam gleich am Dienstag an einen Tisch gesetzt und beraten. Leider nur über und nicht mit dem Kneiper Steinmüller. Die eigenen Argumente waren anscheinend ausreichend und so überzeugend, dass die Nutzung der Gaststätte unter Androhung von Zwangsgeld untersagt wurde.
Ach, wir lieben Schwerin, auch wenn die Stadt Stützstrümpfe tragen muss. Das Sparpaket des Innenministeriums ist in der Stadtvertretung angekommen. Und wurde freudig begrüßt.
„Endlich richtige Themen“, sagte Gerd Böttger, der Fraktionschef der Linken, und, „Ich dachte schon, wir müssten mit Hundekacke Wahlkampf machen.“
Jetzt können sie alle dagegen sein. Jeder gegen Irgendwas. “Mit uns nicht!”, schreien sie und zeigen je nach Parteifarbe auf die Kitas, den Speicher, die Bibo oder die Feuerwehr. Keiner will Schuld sein, wenn irgendetwas den Bach heruntergeht. Schließlich stehen die Kommunalwahlen vor der Tür, da wird für die Wähler gekämpft. Und die Wähler sagen: “Boah, die kämpfen ja richtig für uns!” Und die Stadt gibt immer weiter mehr Geld aus, als sie hat und geht den Bach herunter. Bis der Zwangsverwalter kommt, und die Stadt erledigt. Und dann zeigen sie alle auf ihn, den Bösen. Dabei ist nicht er, sondern die eigene Ideenlosigkeit schuld an dem Dilemma.
Ach, wir lieben Schwerin. Die bronzene Bertha Klingberg hat dem Deutschen Roten Kreuz zugeguckt, wie es seine 150 Jahre in Mecklenburg gefeiert hat. Und wir haben den Rettern bei der demonstrativen Rettung von Verletztendarstellern zugeguckt und uns gleich weniger Sorgen gemacht.
Und wir haben ein Küche. Fast. Jedenfalls sind die einzelnen Teile geliefert, harren jetzt dem aufbauenden Handwerker. Zum Jubel ist es noch zu früh. So weit waren wir schon einmal im Februar, bis sich herausstellte, dass es nicht jeder Karton unversehrt bis zu uns geschafft hat.
Ach, wir lieben unsere kleine Küche! Und Schwerin.

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