Nichts ist scheißer als Platz 2

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Vor allem dann nicht, wenn man schon 2:0 geführt hat. So geschehen dem Schweriner SC am Sonntag im Volleyball-Pokalfinale gegen Stuttgart.
29.01.2017
Sylvia Kuska

25:22. Geschafft. 24:14. Es sieht nach einer sicheren Nummer aus für den SSC Palmerg Schwerin. Der Vorsprung auf die Stuttgarter ist groß. Ein Punkt fehlt noch. Mit ihm wäre auch der zweite Satz im Sack. Doch dann trauen die Schweriner Fans in der Mannheimer SAP-Arena und am Fernseher ihren Augen nicht. Punkt um Punkt kommt der Gegner näher. Satzball um Satzball geht verloren. Erst im achten Anlauf, der Gegner ist inzwischen bis auf 21 herangerückt, entscheiden die Schweriner den Durchgang für sich. 25:21.

Dieser Satz, dieser Kampf – das sei der Knackpunkt gewesen, sagt Nationalspielerin Maren Brinker später. Der Knackpunkt, an dem Schwerin alles geben muss und Stuttgart nichts mehr zu verlieren hat. Beide Teams kämpfen, schenken sich nichts. Der SSC macht aus einem 9:17-Rückstand eine 21:20-Führung. Holen die Schweriner auch diesen Satz, haben sie den Pokal. Trainer Felix Koslowski läuft wie ein Tiger am Spielfeldrand hin und her, gestikuliert. Die „gelbe Wand“ in der Arena tobt, zittert, feuert an. Rund 700 Fans sind mitgereist – und dem Wahnsinn nah, als die Anzeigetafel auf 23:25 springt. Für den MTV Stuttgart. Den vierten Satz geben die Schweriner noch viel deutlicher ab: 15:25, das Ergebnis.

2:2. Welch ein Herzschlagfinale! Der SSC bäumt sich auf, dem Titel entgegen. Es wäre der erste seit vier Jahren. Doch am Ende jubelt Stuttgart (Tiebreak: 12:15).

Und die Schweriner? Deren Stimmung lässt sich wohl am besten mit den Worten von Ex-Fußballprofi Erik Meijer umschreiben: „Es ist nichts scheißer als Platz 2.“