SV Mecklenburg Schwerin - die Jahresbilanz

Bei den Schweriner Handballern ist jetzt alles ein bisschen kleiner. Die Geschäftsstelle befindet sich nicht mehr weithin sichtbar am Obotritenring, sondern in der Praxis von Physiotherapie Ziesemer auf dem Dreesch. Ein Schild hängt nicht an der Tür.
02.04.2014
Matthias Hufmann

„Hier können wir die freien Räume nutzen und sparen 1000 Euro Miete im Monat“, sagt Friedrich Diestel. Der Geschäftsführer hat einiges verändert bei Post Schwerin. Auch den Namen. Vor genau einem Jahr hatte die außerordentliche Delegiertenversammlung den Vorschlag angenommen und sich für SV Mecklenburg Schwerin entschieden. 21 mal Ja, 6 mal Nein, 2 Enthaltungen. Das Ergebnis spiegelte die Stimmung in der Stadt wider. So wie bisher konnte es nicht weitergehen, dachte die Mehrheit. Der Verein war pleite, stand für jahrelange Misswirtschaft. Aber es gab auch Zweifel, ob man nicht zu viel Tradition aufgeben würde mit dem Namenswechsel. Und Zweifel am Geschäftsführer selbst. „Allein der Weg zum hiesigen Amtsgericht, um den Insolvenzantrag anzumelden, kann es doch nicht gewesen sein“, kommentierte ausgerechnet Post-Urgestein Peter Rauch, nachdem Diestel in der SVZ bei den Menschen des Jahres 2012 aufgetaucht war.

Und im Frühjahr 2014? Die Diskussion ist fast verstummt. „Wir möchten den Verein wieder zu einem echten Aushängeschild in der Landeshauptstadt machen“, sagt Heiko Grunow. Der Präsident führt die Physiotherapie Ziesemer und arbeitet als Rechtsanwalt für ETL, dem Hauptsponsor des Handballteams. Grunow ist ein gutes Beispiel dafür, dass alle wieder ein bisschen zusammengerückt sind beim SVM. Oder bei den Stieren, wie man hier am liebsten hört. Die Mecklenburger Stiere sollen sich zur Marke entwickeln. Wie anderswo Zebras oder Füchse. Die Fans jedenfalls haben nichts dagegen, ein echter Schlachtruf mit SV Mecklenburg Schwerin hat sich – welch Wunder – ohnehin nicht durchgesetzt in der ersten Drittligasaison.

Angenommen wurde hingegen der neue Spielort. Mehr als 400 Leute kommen mittlerweile zu den Spielen in die Kästner-Halle auf dem Dreesch. Das sind zwar immer noch deutlich weniger als zu Zweitligazeiten, aber man fange ja gerade erst an, sagt Diestel. Ihm ist etwas anderes wichtig. „Als ich mich nach dem letzten Spiel bei allen Helfern bedanken wollte, musste ich die SMS mehrfach abschicken. So viele waren es.“ In der vergangenen Saison reichte dafür ein Knopfdruck.

Helfer gibt es jetzt überall. In der Halle, beim Plakatieren, beim Kartenverkauf. Allesamt ehrenamtlich, wie Grunow betont. Ob bei soviel Ehrenamt nicht das Sportliche auf der Strecke bleibt? „Wir möchten dorthin zurück, wo wir herkommen – also Liga zwei. Aber einen Zeitpunkt anzugeben, wäre unseriös.“

„Wir wollen den nächsten Schritt gehen“, sagt Diestel. „Das bedeutet: Wir werden den heutigen Spielern immer dankbar sein für ihren Einsatz in der ersten Stunde.“ Härtefälle werde es trotzdem geben, die Planungen für die kommende Saison hätten längst begonnen.

Neue Spieler, mehr Sponsoren, mehr Fans. Das sind die Aufgaben. Demnächst sollen Derbys wieder in der Kongresshalle stattfinden. Vielleicht sogar als Spitzenspiele. „Auf dass wir uns ständig weiter entwickeln“, schreibt Diestel auf Facebook.

Das Schild an der Tür soll auch bald hängen.