Zum Reinhören: Quandt und der Sound des Untergangs

Der Christoph-Links-Verlag hat kürzlich die CD „Der Sound des Untergangs - Tonmitschnitte aus den letzten Sitzungen des SED-Zentralkomites, Oktober bis Dezember 1989“ veröffentlicht. Die Mitschnitte dokumentieren laut Verlag „letzte verzweifelte Rettungsversuche, dramatische Wortgefechte und tumultartige Szenen“.
07.04.2014
Arne Boecker

Übertrieben ist das nicht: Die Inhalte der Reden sind bekannt, aber wenn Bernhard Quandt ins Mikrofon wütet und schluchzt, meint man mitten in dem turbulenten Geschehen jener Tage zu stehen. Quandt gehörte dem Zentralkomitee von 1958 bis zum 3. Dezember 1989 an. Auf der CD ist die Tirade zu hören, die der 86-Jährige auf der letzten Sitzung des Komitees hielt.

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Zum Reinhören: „Standrechtlich erschießen"

Bernhard Quandt und Schwerin - da war doch was?

Im Nordosten gilt Quandt als „Vater“ der Bodenreform, mit der in der Sowjetischen Besatzungszone Bauern enteignet wurden, die mehr als 100 Hektar Land besaßen. Zwischen 1952 und 1974 leitete SED-Mann Quandt als Erster Sekretär den Bezirk Schwerin. 

Nach dem Tod seiner Frau Hermine geriet 2012 Angelika Gramkow (Linke) ins Kreuzfeuer. In ihrer Funktion als Oberbürgermeisterin hatte sie eine Kondolenzanzeige unterschrieben. Hermine Quandt sei eine „glühende Kommunistin“ gewesen, kritisierte Fred Mrotzek (Vereinigung der Opfer des Stalinismus). Oberbürgermeisterin Gramkow veröffentlichte zu dem Vorgang nur ein paar dürre Worte: Sie habe mit Hermine Quandt eine „langjährige Antifaschistin“ ehren wollen. 

Beim Landesverband der Linkspartei ging im Herbst 2013 eine hohe Summe ein. Nach Informationen von NDR 1 Radio MV waren es exakt 279 000 Euro. Das Geld stammt aus dem Erbe von Hermine Quandt. Ihr Mann, Bernhard Quandt, war 1990 in den „Rat der Alten“ berufen worden, von dem sich die damalige SED-PDS politisch beraten ließ.

(Der Sound des Untergangs, Tonmitschnitte aus den letzten Sitzungen des SED-Zentralkomitees, Oktober bis Dezember 1989, Hrsg.: Hans-Hermann Hertle, Christoph Links Verlag, Audio-CD, 12,90 Euro, ISBN: 978-3-86153-755-7)