Zum Reinhören: Hier singt Nabucco

  • Hans-Dieter Hentschel
    Bastiaan Everink (Bild 1 von 5)
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  • Silke Winkler/Staatstheater
    Regisseur Georg Rootering und Bühnenbildnerin Romaine Fauchère zeigen am Modell, wie die Bühne am Ende aussehen soll (Bild 5 von 5).
In vier Wochen beginnen die Schlossfestspiele auf dem Alten Garten. Diesmal erklingt Giuseppe Verdis „Nabucco“. Eine erste Probe hören Sie hier.
29.05.2014
Sylvia Kuska

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„Chi mi toglie il regio scettro? Qual m'incalza orrendo spettro!“ Als Bastiaan Everink beginnt zu singen, kann man die Szene mit geschlossenen Augen fast schon vor sich sehen. Den lauen Sommerabend. Die erleuchtete Bühne auf dem Alten Garten. Den Moment, in dem der Hochmut von Nabucco zu Fall kommt.

Wir sitzen im Konzertfoyer des Theaters, erhalten als Journalisten einen ersten Einblick in die Inszenierung. Bastiaan Everink ist einer der drei Nabucco-Darsteller. Bevor der Niederländer sich für die Obernbühne entschied, war er Elitesoldat, 1991 im Golfkrieg dabei. Inzwischen ist er festes Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin. „Sul mio capo si versň! ah sul mio capo, sul mio capo si versň!“ Gänsehaut gibt’s auch ohne Kostüm und Bühnenkulisse.

Draußen, auf dem Alten Garten, pfeift unterdessen der Wind um die Ohren. Den Gerüstbauern muss das egal sein. Sie turnen oben auf den freitragenden Stahlträgern herum, schrauben, was das Zeug hält. Sie arbeiten gegen das Wetter. Und die Zeit. Ton, Licht, die Bühnenverkleidung, alles muss noch ran. Geprobt wird parallel. In vier Wochen ist Premiere.

160 Tonnen Gewicht liegen schon in den Stahltürmen. Gerade bringt ein Laster 50 Tonnen Nachschub. Sicher ist sicher. Bis Windstärke zwölf. So die Vorgabe des Prüfstatikers der Stadt.

Die Bühne wird diesmal so groß wie nie zuvor. Regisseur Georg Rootering und Bühnenbildnerin Romaine Fauchère lassen die Welten der Babylonier und der Hebräer fast wie ein L aufeinandertreffen; ganz nah und doch völlig voneinander getrennt. Den Alten Garten pachtet das Theater für die Aufführungen jedes Jahr vom Land.

79.000 Zuschauer kamen, als Nabucco 2001 schon einmal in Schwerin unter freiem Himmel sang. So viele werden es in diesem Jahr sicher nicht werden. Da ist Joachim Kümmritz Realist; die Freiluft-Konkurrenz im Land inzwischen zu groß. Fast 20.000 Karten sind bislang verkauft oder reserviert. Der Generalintendant ist zufrieden.

Während der sechswöchigen Spielzeit werden tagsüber, wenn Bühne und Ränge leer sind, immer wieder biblische oder historische Texte eingespielt. Das soll Neugier auf die Inszenierung wecken, Schwerinbesucher spontan an die Theaterkasse locken.

Wenn die Zuschauer Platz genommen haben, blicken sie in diesem Jahr in Richtung Museum. Dieses Motiv war Regisseur Georg Rootering von Anfang an wichtig. „Solch ein Gebäudeensemble findet man in Deutschland selten.“ Eigens für die Schlossfestspiele holt das Museum zwei Gemälde  in die Galerie Alte und Neue Meister, die sonst nicht in den Sammlungen hängen: „Daniel deutet Nebukadnezars Traum“ des niederländischen Malers Salomon de Koninck und „Judith und Holofernes“ von Franz von Stuck. Beide Gemälde stehen in direktem Bezug zu Nabucco. „Besucher der Schlossfestspiele erhalten am Tag vor, der oder nach der Opernaufführung ermäßigten Eintritt“, sagt Operndirektorin Ute Lemm.

„Nabucco“ ist Verdis dritte Oper, stammt aus dem Jahr 1842. In der Geschichte, die dem Alten Testament entstammt, stehen Freiheitswille und Glaube, die Treue eines Mannes und der Opferwille seiner Geliebten im Mittelpunkt. Der berühmte „Gefangenenchor“ hat in Italien beinahe den Status einer Nationalhymne. „In Italien dauert die Aufführung der Oper doppelt so lang, weil der Gefangenenchor mehrfach wiederholt wird“, sagt Ute Lemm. Verdi selbst sagte einmal: „Dies ist die Oper, mit der in Wahrheit meine künstlerische Laufbahn beginnt.“

Service

Premiere: 27. Juni, 21 Uhr
Weitere Vorstellungen: 28. und 29. Juni, 3. bis 6. Juli, 10. bis 13. Juli, 17. bis 20. Juli, 24. bis 27. Juli, 31. Juli bis 3. August 2014. Die Sonntagsvorstellungen am 29. Juni sowie am 6., 13., 20. und 27. Juli beginnen bereits um 17 Uhr, alle anderen jeweils 21 Uhr auf dem Alten Garten in Schwerin.
Kontaktdaten für Karten: 0385 / 5300-123, kasse@theater-schwerin.de oder unter www.theater-schwerin.de

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