24 Premieren am Staatstheater

Das Mecklenburgische Staatstheater will an neuen Spielorten und mit ungewöhnlichen Ideen neue Zuschauer gewinnen. Insgesamt sind 24 Premieren im Spielplan 2014/15 eingeplant.
08.06.2014
dieschweriner

Einer der Saisonhöhepunkte steht gleich am Anfang: die Zusammenarbeit mit dem „Internationales Festival Verfemte Musik", aus deren Anlass am 15./16./17.9. unter der Leitung von Generalmusikdirektor Daniel Huppert und mit Eleonore Pameijer als Solistin neben Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre und Schumanns „Rheinischer" Sinfonie auch die Sonate concertante für Flöte und Orchester des niederländischen Komponisten Leo Smit erklingt.

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Im Dezember gibt es ein Wiedersehen mit Anthony Bramall, dem stellvertretenden GMD der Leipziger Oper, der diesmal Werke von Chopin und Sibelius im Gepäck hat; im März lockt GMD Daniel Huppert mit einem reinen Wagner-Programm ins Sinfoniekonzert, im April ist neben Bruckners „Romantischer" Sinfonie der Pianist Matthias Kirschnereit als Solist in Mozarts B-Dur-Klavierkonzert zu erleben, und im Mai sorgt Roger Epple am Pult mit Mahler, Ravel und mit Tschaikowskys berühmter „Pathétique" für dunkle Orchesterfarben, ehe zum Abschluss der Sinfoniekonzert-Saison Michael Barenboim als Solist in Tschaikowskys virtuosem Violinkonzert brilliert.

Beethovens IX. Sinfonie ist zum Jahresausklang unter der Leitung von Daniel Huppert ebenso gleich mehrfach zu erleben wie wenig später ein beschwingtes Neujahrsprogramm mit dem 1. Kapellmeister Gregor Rot am Pult der Staatskapelle. Das Cross-Over-Konzert mit dem Weltmusik-Ensemble Quadro Nuevo unter dem „Titel End Of The Rainbow" (27.9.14), das Mammut-Event „Schwerin singt!" in der Sport- und Kongresshalle (25.10.14), ein geplantes Stummfilm-Konzert im Mai 2015 sowie mehrere kleine, aber ungemein feine „Musik um vier"- und Kammermusik-Programme sorgen zusätzlich für ein abwechslungsreiches musikalisches Spektrum.

Für das jüngste Konzertpublikum oder bestenfalls gleich für die ganze Familie gibt es wie gewohnt am 2. Weihnachtstag ein Kinderkonzert mit Geschichten und Liedern zum Mitsingen, und zwischen dem 25. und dem 28.1.15 sticht im E-Werk ganze fünfmal – zu familien- wie zu schülerfreundlicher Zeit! – die klingende „Arche Noah", komponiert von Stanley Weiner und moderiert von Kerstin Klaholz, in See. Dem überwiegend sturmgepeitschten nassen Element widmet sich unter dem Titel „Leinen los! – einfach Meer-Musik" am 11.3.15 auch das 1. Jugendkonzert, während das zweite am 10.6. der geheimnisvollen Faszination der Streichinstrumente nachspürt. Der Weltklassegeiger Michael Barenboim ist als Stargast auch hier mit von der Partie.

Ihre Krönung und zugleich den entspannten Ausklang erlebt die Saison mit einer Neuauflage der Konzertreihe „MeckProms on tour“, mit der die Staatskapelle – diesmal unter dem Motto „Very British!" – an den schönsten Flecken Mecklenburg-Vorpommerns, open air in herrlichen Schlossparks zu Gast ist.

Fritz-Reuter-Bühne
„Very British“ ist auch der Humor in der turbulenten ersten Premiere der Fritz-Reuter-Bühne am 21.10.14. Der Engländer Ray Cooney stellt in der Komödie „Leiw nah Stunnenplan“ einen biederen Taxifahrer in den Mittelpunkt der Geschehnisse, der plötzlich ein verzwicktes Labyrinth aus Lügen und Ausreden erdenken muss, damit sein beschauliches Dasein als Bigamist nicht auffliegt.

Ebenso kurios ist das Bühnenbild des zweiten Stückes, das am 27.1.15 Premiere hat: es handelt sich um das Innere eines Leuchtturms, das der grantige Leuchtturmwärter überall mit roten Markierungen versehen hat, um sein Revier gegenüber dem des neuen Assistenten abzustecken. Sein Benehmen grenzt schon fast an Psychoterror, allerdings gibt es an ihm auch noch eine andere Seite… „Ünner’t Lüchtfüer“ von Arne Christophersen ist eines der seltenen neuen niederdeutschen Theaterstücke, es wurde erst im März 2014 in Flensburg uraufgeführt.

Keine Uraufführungen, aber plattdeutsche Erstaufführungen sind die nächsten beiden Produktionen: „Tauierst kümmt de Familie“ (Premiere am 17.3.15) und „De acht Millionäre“ (Premiere am 2.6.15). Bei beiden Komödien steht das Thema „Familie“ im Mittelpunkt. Im ersten geht es um einen Enkel und seine beiden Großelternpaare, die ihn mit ihrer liebevollen und gut gemeinten Fürsorge fast erdrücken, im zweiten um uneheliche Geschwister und ein millionenschweres Testament mit einer todbringenden Klausel. Die acht Hauptrollen werden dabei von nur einem Schauspieler gespielt.

Für das Sommertheater im Freilichtmuseum Schwerin Mueß ist zum Spielzeitende wieder ein Kinderstück vorgesehen. Diesmal wird „Popeye, de Seemann“ ein hoch- und plattdeutsches Abenteuer erleben – ein bärenstarkes Abenteuer für Landraten ab 6 Jahren. Premiere ist am 3.7.15. Für die Regie konnte erstmals der Schweizer Elmar Thalmann gewonnen werden.

Ballett
Ballettdirektor Sergej Gordienko setzt seinen erfolgreichen Kurs zwischen Handlungsballett und zeitgenössischem Tanz in der kommenden Spielzeit fort und kontrastiert einen Ballettklassiker im Großen Haus mit einer modernen Uraufführung im E-Werk. Mit der Premiere „Der Nussknacker“ am 7.11.14 im Großen Haus bringt Sergej Gordienko eines der wohl schönsten klassischen Handlungsballette auf die Bühne. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Roland Winter („Coppèlia“, „HardBeat - Das Rockballett“) und der Kostümbildnerin Claudia Kuhr („HardBeat - Das Rockballett“) kreiert der Ballettdirektor eine fantasievolle, märchenhafte Neuinszenierung für die ganze Familie.

„Kammertanz im E-Werk“ steht für ungewöhnliche und frische Perspektiven auf das Thema Tanz und soll auch in dieser Saison wieder für künstlerische Impulse sorgen, die Lust auf Unerwartetes wecken sollen. Nach den erfolgreichen Tanzabenden der letzten Ballettspielzeiten erwartet das Tanzpublikum am 11.4.15 erneut eine Uraufführung. Mit Francesco Nappa konnte Sergej Gordienko einen Choreographen für seine Company gewinnen, der sich bereits durch seine Zusammenarbeit mit internationalen Ballettgrößen wie Jiří Kylián oder William Forsythe einen Namen gemacht hat.

Musiktheater
In der Saison 14/15 setzen Operndirektorin Dr. Ute Lemm und GMD Daniel Huppert auf die Bandbreite zwischen Dramatik und Komödie und bringen mit „The Rake´s Progress“ von Igor Strawinsky einen musikalischen Meilenstein des 20. Jahrhunderts zur Schweriner Erstaufführung. Unterschiedliche Regie-Handschriften werden die Saison prägen, die mit Verdis „La Traviata“ auf dem Alten Garten ausklingen wird. Gleich drei Spielstätten mit sehr unterschiedlichen szenischen Möglichkeiten stehen zur Verfügung: das prachtvolle Große Haus, der intime Rahmen des E-Werks und für die Schlossfestspiele 2015 des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin der Alte Garten zwischen Theater und Schloss.

Mit „Rusalka“ lieferte Antonín Dvořák 1901 die slawische Variante des Märchens über eine unglücklich verliebte Nixe, die auch als „Undine“ oder „Kleine Seejungfrau“ in die Weltliteratur einging. Regisseur Hendrik Müller, dem Schweriner Publikum seit seiner „Csárdásfürstin“ bekannt, übernimmt dafür zum Spielzeitauftakt am 17.10.14 im Großen Haus die Regie, die Ausstattung liegt bei Alexandre Corazzola.

Beiden jungen Künstlern obliegt ebenfalls die Inszenierung eines Abends im E-Werk, der am 24.4.15 zur Premiere kommt: „Winter.Reise.“ Inspiriert von dem Gedanken, dass der Mensch im Singen seine Seelenlandschaft offenbart, soll ein Abend der Emotionen entwickelt werden – nicht in den großen Gesten der Oper, sondern aufgespürt in der Intimität der Lieder Franz Schuberts, die Sänger und Ensemblemitglied Markus Vollberg interpretieren wird.

Lortzings 1842 komponierte Oper „Der Wildschütz" ist mit seiner unerhört frischen Musik eine zeitlose Komödie auf gesellschaftlichen Dünkel und das so gern betonte Stigma des „kleinen Mannes“. Ein Wirrwarr an urkomischen Missverständnissen, doppeldeutigen Maskenspielen und erotischen Begehrlichkeiten bieten Regisseurin Kornelia Repschläger satirischen Zündstoff. Die Berlinerin inszenierte in der Spielzeit 2013/14 bereits „Opernlounge: Carmen“ im E-Werk. Als Bühnenbildner steht ihr im Großen Haus Olaf Grambow zur Seite, die Kostüme entwirft Claudia Kuhr („HardBeat - Das Rockballett“). Die Premiere findet am 23.1.15 statt.

Mit „The Rake's Progress - Das Leben eines Wüstlings“ schrieb Strawinsky ein musikalisch atemberaubendes Bühnenwerk, das mit schwarzem Humor eine doppelbödige Fabel über eines der beliebtesten Themen der Theaterbühne aufgreift: den Pakt des Menschen mit dem Teufel. Arila Siegert übernimmt hierfür die Regie der Produktion, die am 17.4.15 im Großen Haus zur Premiere kommt. Dem Schweriner Publikum ist sie seit „Alcina“ (2009) bekannt. Das Kostümbild übernimmt Marie-Luise Strandt, die Bühne Moritz Nitsche.

Zu den Schlossfestspielen 2015 des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin mit Premiere am 3.7.15 führt zum zweiten Mal Georg Rootering Regie. Auf dem Alten Garten inszeniert er „La Traviata“ von Giuseppe Verdi und setzt damit einen Verdi-Zyklusfort, der 2014 mit „Nabucco“ beginnt. Im zur Seite steht erneut Romaine Fauchère, die für Bühne und Kostüm verantwortlich zeichnet. Die Musikalische Leitung liegt beim GMD Daniel Huppert.

Nach den erfolgreichen Galaabenden der vergangenen Spielzeiten erklingen bereits zum dritten Mal Höhepunkte des Opernfachs zu einer „Operngala“ am 5.12.15. Neu ist in der kommenden Saison eine „Operettengala“, die bekannte und beliebte Melodien der Operettengeschichte am 28.3.15 zu Gehör bringen wird. Die musikalische Leitung beider Abende obliegt GMD Daniel Huppert.

Zwei szenische Chorprojekte runden die neue Musiktheaterspielzeit ab. Mit „Kwela, Kwela!“, einem afrikanischen Musical des Kinderchores der Schweriner Singakademie e.V. am 7. 11. 14, und „Figaro im Taschenformat“, einem Projekt des Opernchores nach W.A. Mozart im Februar 2015, wird Chordirektor Ulrich Barthel einen frischen Akzent für junges Publikum im Konzertfoyer setzen.

Spartenübergreifend
Die Wiederaufnahmepremiere von „Richard O‘Brian‘s The Rocky Horror Show“ am 7.2.15 setzt die produktive Zusammenarbeit von Schauspiel und Ballett fort. Für das Musical im Februar konnte wieder Prof. Markus Wünsch gewonnen werden, der sich für drei Wochen von der Rostocker Hochschule trennt und in Leder und High Heels auf der Schweriner Bühne brilliert. Neben ihm gibt es erprobte Ensemblemitglieder und auch viele neue Gesichter in einer immer wieder frischen und energiegeladenen Show zu erleben.

Schauspiel Im Shakespeare-Jahr setzt das Schauspiel die fruchtbare Auseinandersetzung mit diesem großen Autor fort. Zur Spielzeiteröffnung bringt Marc von Henning seine Fassung des „Kaufmanns von Venedig“ am 12.9.14 im Großen Haus zur Premiere. Diese vielleicht tragischste Komödie im Schaffen Shakespeares wird durch den Regisseur, einen gebürtigen Londoner, für das Schweriner Theater bearbeitet. Von Henning hat den „Kaufmann“ bereits erfolgreich in Athen inszeniert und konnte von Peter Dehler gewonnen werden, sich in Schwerin dem Thema neu zu nähern. Viele Zuschauer werden sich noch gut an Shakespeares „Der Sturm“ in der bildgewaltigen und klugen Regie Marc von Hennings erinnern.

Das Schauspiel nimmt das historische Ereignis, welches vor 25 Jahren die Welt veränderte, zum Anlass, sich intensiver mit der deutschen Geschichte zu beschäftigen. Wir beginnen mit Plenzdorfs zum Kult gewordenen Text „Die neuen Leiden des jungen W.“ (Premiere am 13.9.14), der sich bei Goethe bedient um in der Gegenwart der DDR das detailreich recherchierte Leben eines jugendlichen Helden zu zeichnen, welches zu beiden Zeiten zu starken Identifikationsmustern, zu intensiver Auseinandersetzung gerade bei den jüngeren Lesern und Zuschauern führte. Die junge, aus dem westlichen Teil Deutschlands stammende Regisseurin Alice Asper wird diese historisch doppelt verortete Geschichte ins Heute, ins E-Werk transportieren.

Rechtzeitig vor dem 9. November wird die erfolgreiche Eigenproduktion des Musicals „Sonnenallee“ am 25.9.14 wieder aufgenommen. Nach der komplett ausverkauften ersten Staffel, freut sich das Ensemble darauf, sich erneut in Schmerz und Freude der Erzählung über eine Jugend in der DDR zu stürzen. Der Hauptdarsteller Christoph Bornmüller verlässt das Haus gen Westen, deswegen bietet diese Inszenierung die Gelegenheit, den neu engagierten Schauspieler Arne Gottschling kennenzulernen.

Das Weihnachtsmärchen „Die Schneekönigin“ nach Hans Christian Andersen feiert am 22.11.14 Premiere. Es beschäftigt sich nicht vordergründig mit deutscher Geschichte, sondern erzählt von einem fernen Land, in dem einem armen kleinen Jungen das Herz zu einem Eisklumpen gefriert. Schauspieldirektor Peter Dehler wird in bewährter Zusammenarbeit mit John R. Carlson eine Bearbeitung erstellen und ein musikalisch unterhaltsames Weihnachtsmärchen für die ganze Familie produzieren.

Gleich danach widmet sich Peter Dehler einem der größten und beliebtesten Komödianten der deutschen Nachkriegszeit. In einer szenischen Verbeugung vor Heinz Erhard werden unter dem Titel „Nicht die falsche Dame küssen“ bekannte Texte und unbekannte Schöpfungen dieses Multitalents zu einem unterhaltsamen Abend verbunden. Auf die Silvesterpremiere am 31.12. im Großen Haus folgen zahlreiche Vorstellungen im E-Werk.

In der kleinen Spielstätte kommt am 10.1.15 die Bühnenfassung des wohl meistprämierten und meistgelesenen Jugendromans der vergangenen Jahre zur Premiere: „Tschick“. Jede Generation hat ein eigenes literarisches Roadmovie verdient. Diese Reise eines jungen deutschen Mittelstandskindes, welches mit einem russischen Migrantenkind in einem geklauten Lada durch Deutschland rast, beschreibt sehr treffend die Sorgen und

Sehnsüchte junger Menschen. Regie wird Dirk Audehm führen, der jüngst erfolgreich „Adams Äpfel“ inszeniert hat.
Auf der großen Bühne wird mit Premiere am 6.3.15 eine Zeitreise in die jüngere deutsche Vergangenheit gewagt. Tellkamps Roman „Der Turm“ wurde schon fürs Fernsehen und die Bühne erfolgreich adaptiert. Der Stoff hat bewiesen, dass sich mit ihm stimmig, menschliche Lebensentwürfe, Konflikte zwischen den Generationen sowie Familienstrukturen im Funktionieren und im Scheitern zeigen lassen. Dabei taugt das realistisch gezeichnete und berührende Individualschicksal als Bild für kollektiv gemachte Erfahrungen. Dieses große Sittengemälde wird Peter Dehler inszenieren.

Den intellektuellen Schlussstein für den Bogen über die deutsche Geschichte setzt die Schauspielsparte mit Heiner Müllers „Germania. Tod in Berlin“ am 7.5.15 im E-Werk. Müller spiegelt in seinem Text deutsche Historie im Alltag des damals gegenwärtigen, real existierenden Sozialismus. Für diese Befragung der Geschichte, für die Auseinandersetzung mit der Frage, ob sich Geschichte wiederholt, wurde der junge Regisseur David Czesinsky verpflichtet. Er hat als Teil des Künstlerkollektivs „Prinzip Gonzo“ bereits „Illusionen“ und „Männer Frauen Arbeit“ in Schwerin miterarbeitet.
Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“, in einem aufstrebenden Kurbad in Skandinavien angesiedelt, spiegelt ausdrücklich nicht deutsche Historie. Aber das Stück zeichnet sehr treffend Muster deutscher Gegenwart, beschreibt die Grenzen von Öffentlichkeit und Demokratie, die Grenzen von Moral in Politik und Geschäft. Die Geschichte könnte in jedem deutschen Ort so passieren, welcher an Touristen verdienen will. Das Spannende ist, dass der Autor nicht mit dem Finger auf einen Bösewicht zeigt, sondern die Verantwortung jedes Einzelnen innerhalb der städtischen Gesellschaft sichtbar macht. Chefdramaturg Ralph Reichel führt Regie und knüpft an Shakespeares kritische Darstellung der blinden Flecken der Demokratie im „Timon von Athen“ an. Premiere ist am 15.5.15.

Eine Inszenierung, die chronologisch früher in diesem Text stehen müsste, sei erst hier erwähnt, weil sie den Bogen zu den folgenden dialogischen Projekten schlägt, weil sie ein Beispiel dafür ist, dass sich das Theater immer wieder in den Dialog mit seiner Stadt begibt, sich spannende Partner und interessante Orte sucht. „NippleJesus“ (Premiere am 7.11.14) ist eine Erzählung des Stars der englischen Erzählerszene: Nick Hornby. In dessen Text berichtet ein Türsteher von einem Job in einer Ausstellung, in welcher er ein Jesusbild bewacht, zusammengesetzt aus tausenden, aus Illustrierten ausgeschnittenen Brustwarzen. Dieser Monolog wird in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Schwerin in einem Museumssaal aufgeführt und museumspädagogisch sowie theaterpädagogisch betreut. Neben regulären Aufführungen an den Abenden, besteht für Gruppen die Möglichkeit, Termine während der normalen Museumsöffnungszeiten zu buchen.

Dieser Stoff dient als Anlass, sich über Möglichkeiten von Kunst, über Provokation und ihre Wirkung, über neue Blickwinkel und Lebenserkenntnisse auszutauschen. Er wäre auch Anlass über Religion zu reden. Was darf Kunst? Wir sind erschüttert über die Protestwellen aufgrund der Mohamed-Karikaturen, halten aber eine Collage Jesu Christi aus Brustwarzen für höchst verabscheuungswürdig. Theater und Kirche sind oft mit ähnlichen Fragen und Aufgaben konfrontiert. Aus diesem Grund startet eine weitere Dialogreihe: die von Kirche und Bühne. Erstmals am 1.11.14 wird es eine Theaterpredigt im Konzertfoyer geben. Prominent eröffnet wird die Reihe von Landesbischof Gerhard Ulrich.

Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin gibt die Trägerschaft für den Spielort werk3 ab. Trotzdem werden weiterhin von Donnerstag bis Samstag Produktionen und Projekte von Künstlern des Staatstheaters das Programm bestimmen. Diese Kooperation bedeutet die weitere Präsenz des Theaters an diesem besonderen Spielort und den weiteren Dialog mit dem Publikum, so wie er nach den Vorstellungen im werk3 regelmäßig stattfindet.

Die „TheaterThekenNacht“ wird kommende Spielzeit wieder zweimal an vielen gastronomischen Treffpunkten der Stadt einen heiter-beschwingten Dialog zwischen Publikum und Künstlern befördern.

Gleich zu Beginn der Spielzeit, vom 24. Bis 27.9.14, findet das Dialog-Festival statt. Dies ist ein integratives Kulturprojekt in Kooperation mit dem Theater Rostock, der Universität Rostock, der Kunstschule ARThus sowie der Lebenshilfe MV. Basierend auf dem Dialog zwischen Theater, Schulen und städtischen Partnern, ermöglicht es Menschen mit und ohne Handicap, gemeinsam Theater zu spielen und zu präsentieren. Den Auftakt für dieses Festival gibt das renommierte integrative Berliner Theater Ramba Zamba mit der musikalischen Tag-Traum-Revue „Mit 200 Sachen ins Meer“ mit anschließendem Publikumsgespräch am 23.9.14 im Großen Haus.

Puppentheater
Das Puppentheater im E-Werk wird in der kommenden Spielzeit von bekannten Gästen des Landesverbandes freier Theater MV aus dem Umland sowie von überregionalen Puppenspielern bespielt. Kleine wie große Zuschauer dürfen sich auf spannende Geschichten, kreative Puppeninszenierungen und alte wie neue Gesichter freuen. Premieren werden in dieser Spielzeit ebenso gefeiert, wie der beliebte Kindertag. Auch die Workshop-Angebote für die kleinsten Zuschauer bleiben erhalten.

Neue Ensemblemitglieder
Fritz-Reuter-Bühne Tina Landgraf
Musiktheater Sophia Maeno, Steffen Schantz
Ballett Victoria Garcia Martinez, Greta Giorgi, Elena Lucas
Federico Moiana, Paolo Busti, Ennio Zappalá
Schauspiel Charlotte Kintzel Arne Gottschling

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