Wandbild im Schloss freigelegt
Das Gemälde soll jetzt von Fachleuten begutachtet und bewertet werden. Alle Beteiligten – Landtag, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Architekt – wollen zudem prüfen, ob das Bild in das Gesamtkonzept rund um den neuen Landtag einbezogen werden kann. Die genaue Entstehungszeit des Gemäldes und die Umstände der Auftragserteilung an Horst Strempel (1904-1975) waren bisher nicht zu ermitteln. Bei Saure/Strempel 1993 wird das Wandbild nicht erwähnt. Es wurde vermutlich nach seiner Verdammung als „Formalist“ 1953 verkleidet, kam bei Instandsetzungsarbeiten 1977 zum Vorschein - und wurde wieder abgedeckt.
Genau wie am Mittwoch. Diesmal jedoch nur so lange, bis das Gutachten vorliegt.
Hintergrund:
Horst Strempel besuchte nach einer Ausbildung als Dekorationsmaler von 1923 bis 1927 die Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, wo er bei Otto Mueller und Oskar Moll studierte. 1927 ging er nach Berlin, um seine Studien bei Karl Hofer fortzusetzen.
Nachdem sein umstrittenes Gemälde Selig sind die geistig Armen 1932 von der „Großen Berliner Kunstausstellung“ entfernt worden war, entschloss er sich Mitte 1933, Deutschland zu verlassen.
Im Juni 1945 kehrte Horst Strempel nach Berlin zurück und engagierte sich beim Kulturaufbau in dem sowjetisch besetzten Ostteil der Stadt. Aufgrund seiner Auftritte in der Öffentlichkeit und seiner zahlreichen Ausstellungen in den ersten Nachkriegsjahren, insbesondere aber durch seine Wandbilder, wie etwa das Fresko im Berliner Bahnhof Friedrichstraße, wurde er bekannt.
1947 erhielt Strempel eine Dozentur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 1949 erfolgte die Berufung zum Professor.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Diskussionen um die Form der Kunst in der sozialistischen Gesellschaft bereits einen ersten Höhepunkt erreicht. Die Formalismus-Debatte spaltete die Künstler in zwei Lager: in diejenigen, die in einem „Sozialistischen Realismus“ sowjetischer Prägung das erstrebenswerte Vorbild auch für die DDR-Kunst sahen, und in diejenigen, die eine unabhängige Kunst forderten, die sich an den vielfältigen Erscheinungsformen der internationalen Moderne und älteren Traditionen orientieren sollte.
Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen wurde Strempel stark kritisiert, insbesondere wegen seines Stils, der das von der politischen Führung propagierte Menschenbild nicht adäquat wiedergeben konnte. Sein bekanntes und von Anfang an nicht unumstrittenes Wandbild Trümmer weg – baut auf im Bahnhof Friedrichstraße wurde 1951 in einer Nacht- und Nebelaktion überstrichen. Man attackierte ihn so sehr, dass er keine andere Möglichkeit mehr sah, als aus der DDR zu fliehen.
1953 ging er mit seiner Familie nach West-Berlin.
Hier konnte Horst Strempel jedoch nicht mehr die Bedeutung erlangen, die er in den ersten Nachkriegsjahren in der DDR gehabt hatte.
Viele seiner Arbeiten befinden sich in privatem Besitz, einige in den Depots Berliner Museen wie des Märkischen Museums, der Nationalgalerie, des Kupferstichkabinetts und der Berlinischen Galerie; ein nicht unbedeutender Teil ging durch Nationalsozialismus, Krieg und Flucht verloren.
(Auszug: Wikipedia)