Kein guter Ort für Denkmäler

  • Hans-Dieter Hentschel
    August Felten und sein halber Besenstiel
Der Schliemann-Kopf am Pfaffenteich wurde 2011 zerstört und als Schrott verkauft. Lenin in der Hamburger Allee wird immer mal wieder mit Farbbeuteln beworfen. Bei Bertha Klingberg fehlte eines Tages eine auf der Gießkanne sitzende Vogelfigur. Und jetzt steht August Felten nur noch mit halbem Besenstiel da. Schwerin ist kein guter Ort für Skulpturen und Denkmäler.
24.02.2014
Matthias Hufmann

Was war geschehen? Unbekannte hatten bereits vor einer Woche den Stiel abgebrochen. Und zwar mit roher Gewalt. Zu sehen ist das auf dem Video, das die Überwachungskamera der Sparkasse am Marienplatz aufzeichnete. Allerdings war es vermutlich zu dunkel, um die Täter identifizieren zu können.

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Bernd Streiter braucht das Video gar nicht zu kennen, er weiß, dass man den Stiel nicht einfach umknicken kann, er hat die Bronzefigur erst im vergangenen Jahr angefertigt und dabei auf Sicherheit geachtet. „Das waren Chaoten“, sagt der Künstler gegenüber unserer Redaktion. Die Sparkasse hatte ihn am Morgen danach angerufen und vom Schaden berichtet. Immerhin blieb der abgebrochene Besenstiel liegen. Er wird gerade in einer Bronzegießerei aufgearbeitet. Das heißt: „Um ein Drittel gekürzt“, so Streiter, „damit er nicht mehr so herausragt.“

Die Kunst muss sich also ein bisschen fügen. Nur in Perleberg und in Schwerin habe es bislang Probleme gegeben, sagt der Künstler aus Mödlich. Anfang März soll August Felten wieder komplett sein - mit kurzem, aber wenigstens mit Stiel.

Hintergrund
Seit Mai 2013 erinnert eine lebensgroße Bronzeskulptur an den stadtbekannten Straßenfeger August Felten (1852–1931). Die Statue gestaltete Bildhauer Bernd Streiter, der zuvor bereits das Denkmal für Ehrenbürgerin Bertha Klingberg anfertigte. Auf der Hinweistafel heißt es über August Felten: „Mit Schlagfertigkeit und trockenem Humor brachte er die Leute zum Schmunzeln. Im Jahre 1924 wurde er sogar zu einem Postkartenmotiv. Er wurde gemocht und gehänselt. Er witzelte und tobte, und immer wieder verrichtete er seine Arbeit akkurat – mit seinem selbst gebundenen Reisigbesen.“ Die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin hatte die Figur gespendet.

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