
Schweriner Burgwall stammt aus 10. Jahrhundert
Die Geschichte von Schloss und Stadt müsse deshalb nicht neu geschrieben werden, sagt Marlies Konze vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege. „Aber ein besonderer Fund ist das schon.“ Der besondere Fund liegt viereinhalb Meter tief im Schlossinnenhof. Ein Zaun sichert die Baustelle. Eine Leiter führt hinab. Hier unten steht man „auf natürlich gewachsenem Boden“, so Konze - und vor dem vermutlich ältesten slawischen Burgwall. Ein paar Meter sind seit vergangener Woche freigelegt worden. Eine Feuerstelle. Drainage aus Steinen. Die Befestigung aus Holz kommt ohne Nägel aus. „Alles relativ gut erhalten.“ Damit das auch so bleibt, müssen die Funde mehrfach am Tag mit Wasser bespritzt werden. Ansonsten würde das Holz anfangen zu bröckeln, sagt die Grabungsleiterin.
Und wie alt ist das Holz? „Wir haben bislang sechs Proben aus verschiedenen Fundstücken herausgesägt und ans Deutsche Archäologische Institut nach Berlin geschickt.” Dort wurden die Jahresringe - 50 mindestens - mit den Datenbeständen verglichen und der jeweilige Zeitpunkt der Baumfällung bestimmt. Die Ergebnisse: 965, 962, 964, 974. Und damit passend zu den Aufzeichnungen von Ibn Jakub.
Proben aus dem freigelegten und weitgehend intakten Wall seien noch nicht genommen worden, so Konze. Das sei aber schnell nachzuholen. Man arbeite am Institut mit Dr. Karl-Uwe Heußner zusammen. Und der war selbst mal im Schweriner Schloss tätig. „Zwei Tage, dann hätten wir auch diese Resultate vorliegen.“
Konze und ihr Team werden in den nächsten Wochen die Funde weiter bergen und dokumentieren. Seit dem Sommer sind sie dabei. Eigentlich müsste Anfang 2015 Schluss sein. Ein Versorgungsschacht soll hier verlegt werden. Nur: Der Termin ist nicht zu halten. Durch die Ausgrabung verzögert sich die Baumaßnahme um ein paar Monate. „Uns ist bewusst, dass Tiefbauarbeiten an einem historischen Ort immer etwas Besonderes sind und wir als Bauherr große Verantwortung tragen“, sagt Landtagssprecher Dirk Lange.
Die Funde aus dem Schlossinnenhof könnten ein zusätzliches Plus für die Bewerbung als Weltkulturerbe sein. Wie man sie zeigen will - vor Ort, im Museum - ist noch offen. Was aber als sicher gilt: Ibrahim Ibn Jakub hat 973 die Schweriner Burg beschrieben. 45 Jahre vor der bislang ältesten Quelle, der Chronik von Bischof Thietmar von Merseburg. Ein Jahrtausend später ist das bewiesen.
Hier geht es zum Video: Start der Ausgrabungen