Neue Pläne für das Schleswig-Holstein-Haus

  • Wiebke Marcinkowski
Der Schlüsselsatz steht unter Punkt 3.5: „Die gegenwärtige Situation führt auf Dauer zum Niedergang des Hauses.“ Die Berater von Abel & Heimfarth haben Mängel im Konzept des Schleswig-Holstein-Hauses entdeckt, Vorschläge gemacht - und in ihre Analyse eine Botschaft an den Beratenden Beauftragten gepackt.
17.11.2014
Matthias Hufmann

Das Gutachten wurde bereits im Oktober 2013 von der Stadtvertretung gefordert, ist im September 2014 von der Verwaltung in Auftrag gegeben worden und soll am Dienstag erstmals im Hauptausschuss beraten werden. Darin: Eine deutliche Kritik am 54-seitigen Entwicklungskonzept von 2012, etliche Korrekturen an der bisherigen Arbeit - aber auch ein paar sehr optimistische Annahmen.

Die Kritik

- „Ein solches Haus lässt sich nicht nebenbei oder vertretungsweise führen.“ Es bedarf einer Leitung plus Assistenz. „Die gegenwärtige Situation führt auf Dauer zum Niedergang des Hauses.“

- Das Haus liegt zu versteckt.

- Es gibt zu viele Ausstellungen.

- Das Foyer ist „sehr dunkel, wirkt nicht anziehend.“

- Es fehlt ein durchdachtes Leitsystem durch die Räume.

- Die Nutzung neuer Medien - Internet, Facebook, Youtube - ist ausbaufähig.

- Das Schleswig-Holstein-Haus als Kulturforum lebt nicht aus sich heraus. Deshalb ist es geboten, „zwei bisher kaum wahrgenommene Aufgaben in den Mittelpunkt zu rücken, nämlich Marketing und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.“

- Es fehlt ein Freundes- oder Förderkreis.

- Die Einnahmen aus der Vermietung der Räume sind zu gering. „Die niedrigste Tarifgruppe muss auf jeden Fall abgeschafft werden, sie ist für das Haus absolut unwirtschaftlich.“

- Die Besucherdatenbank ist erst im Aufbau begriffen. Diese „muss mit Hochdruck erweitert werden.“

- Es fehlt einheitliche Kleidung für das Personal.

- Die Freundlichkeit des Personals ist „ausbaufähig“.

 

Die Vorschläge

- Die Eintrittspreise werden erhöht.

- Die Mietpreise für die Räume ebenfalls

- Es finden nur noch zwei Großveranstaltungen im Jahr statt, kleine Ausstellungen „lohnen sich nicht“.

- Ein Förderkreis wird gegründet.

- So soll das Personaltableau aussehen: Leitung, Assistenz, halbe Bürostelle plus Aufsicht

- Der Eingangsbereich wird markanter gestaltet, z.B. durch Fahnen, Banner, elektronische Leitsysteme

- In Zukunft soll es möglich sein, einen Kaffee im Foyer zu trinken. Gastronomie lohnt sich aber nicht.

- Die regionale und überregionale Pressearbeit wird verstärkt.

- Enge Zusammenarbeit mit Stadtmarketing, Stiftung Mecklenburg, Kulturbund

- Die technische Büroausstattung wird verbessert.

- Gemeinsame Angebote mit Theater und Museum

- Die Außenwerbung wird um zwei Banner in der Puschkinstraße ergänzt.

- Deutlich verbesserter Internetauftritt in deutscher und englischer Sprache

- Neue Angebote für Jugendliche, inkl. pädagogischer Begleitung

- Themenjahre werden eingeführt.

- Skulpturen im Garten sind ein zusätzliches Angebot.

 

Die Rechenbeispiele

Einnahmen alt (Jahr 2013):

Zuweisungen 15.000 Euro plus Vermietung 21.500 Euro plus Eintritt 28.870 Euro plus Kostenerstattungen 23.850 Euro plus sonstige Erträge 1.500 Euro = 90.720 Euro

Einnahmen neu (geplant):

Ausstellungen 100.000 Euro plus Vermietungen 75.000 Euro plus Zuschüsse 15.000 Euro plus Sponsorengelder 10.000 Euro plus Freundeskreis 10.000 Euro = 210.000 Euro

Abel & Heimfarth gehen davon aus, dass Saal, Gartensalon und ein Sitzungsraum jeweils an 250 Tagen im Jahr vermietet werden können. Zudem sollte es möglich sein, „etwa 20.000 Ausstellungsbesucher im Jahr zu erreichen.“ Mal 5 Euro Eintritt. Gleich 100.000 Euro.

Kosten alt (Jahr 2013):

Personal 148.000 Euro plus Haus und Liegenschaft 119.000 Euro plus Abschreibungen 135.000 Euro plus Veranstaltungen 25.400 Euro plus sonstiger Aufwand 25.100 Euro = 452.500 Euro

Kosten neu (geplant):

Personal 170.000 Euro plus zwei Veranstaltungen 40.000 Euro plus Geschäftsbetrieb 20.000 Euro plus Liegenschaft 119.000 Euro plus Abschreibungen 135.000 Euro = 484.000 Euro

Das bedeutet: Mit dem neuen Modell würde sich das Finanzierungssaldo um 74.000 Euro auf 274.000 Euro reduzieren.

 

Wie lautet die Botschaft an den Beratenden Beauftragten?

Der Vorschlag, nach der Schließung ein Teil des Freilichtmuseums in das Schleswig-Holstein-Haus zu verlagern, sei nicht sinnvoll, heißt es in der Analyse. „Die schon jetzt sehr geringe Ausstellungsfläche des SHH wäre damit verbraucht und der Niedergang des Hauses erreicht."

 

Und wie geht es weiter?

Die Analyse ist am Dienstag Thema im Hauptausschuss. Danach geht es in die Ausschüsse für Kultur und Wirtschaft, dann zurück in den Hauptausschuss. Am Ende muss die Stadtvertretung entscheiden.

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