Otto und Hulda Pankok, zwei Lebensretter

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Felix Pankok wird heute eine Zeichnung einpacken und von Schwerin nach Berlin fahren. Zum Kammergericht. Israel will dort einen Künstler und seine Frau mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ ehren. Otto und Hulda Pankok, Großonkel und Großtante des NDR-Journalisten.
15.12.2014
dieschweriner

Pankok und seine Frau hatten 1944 ein Ehepaar in ihrem Haus in Pesch bei Münstereifel versteckt. Die Jüdin Brunhilde Barz entging so dem Holocaust. Ihr Mann, der Maler Mathias Barz, hatte damals – genau wie Pankok – Berufsverbot. Ihre Bilder galten als „entartet“.

Das Verstecken des Ehepaars wurde besonders brenzlig, als Soldaten im Erdgeschoss einquartiert worden waren. Auf dem Dachboden hielten sich die beiden versteckt. Als der Aufenthalt zu gefährlich wurde - auch ihre Kammer sollte belegt werden - flüchteten sie zum katholischen Pfarrer Joseph Emonds nach Kirchheim. Ende 1944 kehrten die Barz' nach Düsseldorf zurück und überlebten die letzten Monate des Krieges in weiteren Verstecken.

Sie konnten durch die Hilfe den Nazis entkommen. Deshalb die Auszeichnung durch die israelische Gedenkstätte Yad Vashem. Für Otto Pankok, Hulda Pankok und Joseph Emonds. Allesamt posthum. Der Titel „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Nicht-Juden vergibt. Voraussetzung für die Ehrung ist, dass die Helfer keine Gegenleistung verlangten und nachweislich ein persönliches Risiko eingingen.

Wie es zur Auszeichnung gekommen ist? „Angefangen hat es mit einer Reise von Lorenz Caffier, die ich 2011 für den NDR begleitete“, sagt Felix Pankok, der Großneffe. „Es ging dabei auch um Berthold Beitz und das Thema Gerechtigkeit.“ Er erinnerte sich an die Erzählungen einer Tante über das versteckte Ehepaar Barz - und begann zu recherchieren. Er entdeckte einen Film im Archiv und fand zwei Historiker, die sich mit der Geschichte befasst hatten. Er fand also: Quellen. Dazu die richtige Ansprechpartnerin in Israel.

Erst wurde geprüft. Jetzt wird geehrt. Ausgerechnet im Plenarsaal des Kammergerichts. Von August 1944 bis Januar 1945 tagte hier der Volksgerichtshof. Roland Freisler leitete in dem Saal die Schauprozesse gegen die Beteiligten des Attentats vom 20. Juli 1944. „Dass die Urkunden und die Medaille genau hier in diesem Raum, in dem Freisler damals seine Todesurteile gesprochen hat, übergeben werden, hat mich erst erschrocken“, sagt Felix Pankok. „Doch diese erste Reaktion war falsch, die Feierstunde ist ein Triumph über das nationalsozialistische Grauen.“

Und was bringt Felix Pankok heute für ein Bild mit? Eine Kohlezeichnung. Darauf zu sehen sind Brunhilde Barz und ihr Mann Mathias. Pankok hat das Bild im Internet ersteigert. Die beiden sollen heute nicht fehlen.

Hintergrund

Otto Pankok (1893-1966) war Maler, Graphiker und Bildhauer. 1919 trat er der Künstlergruppe „Junges Rheinland“ bei, zu der auch Otto Dix zählte. 1921 heiratete er die Journalistin Hulda Droste. 1925 wurde Tochter Eva geboren. 1936 erteilten die Nazis dem Künstler ein Arbeitsverbot. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte die Familie nach Düsseldorf zurück. Hier wurde Pankok als Professor an die Kunstakademie berufen und unterrichtete bis 1958. Schüler waren unter anderem Günter Grass und Günther Uecker.