50 Shades of Enttäuschung
Romantic Hardcore. Das ist die Geschichte von Studentin Anastasia Steele und dem düsteren Millionär Christian Grey. Sie: sexuell nullerfahren. Er: sexuell speziell, mit eigenem Zimmer für Reitgerten, Peitschen, Brustklammern, Liebeskugeln, Analstöpsel und Handschellen. Mit vorgefertigten Verträgen für eine Beziehung zwischen hard und soft limits. Mit der klaren Ansage: „Ich schlafe nicht mit Frauen, ich ficke.“ Beide zusammen: Bestsellergarantie.
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Geschichte von E.L.James ins Kino kommt. Nun ist sie da. Und hat bestenfalls ein bisschen „romantic“ mitgebracht. Der einzige, der richtig peitscht, ist der Drehbuchautor – und zwar durch die Buchvorlage. Das Interview für die Uni-Zeitung, bei dem sie sich kennenlernen. Christians SM-Einkauf im Baumarkt, in dem Anastasia nebenbei jobbt. Sein Rat, sich nicht auf ihn einzulassen. Ihre „Verhandlungen“ über den Sexvertrag. Szene an Szene, zack, zack, fertig. Zwei Stunden für 600 Seiten; da bleibt keine Zeit für Details. Nicht für Anastasias Ringen mit sich, Christian, ihren Grenzen, ihrer Lust, seiner Vergangenheit. Nicht für die beginnende Wandlung des Mr. Grey, der anfängt, eine Frau nicht mehr nur zu ficken, sondern auch mit ihr zu schlafen. Nicht für das nervenzerrende Hin und Her aus Zuckerbrot und Peitsche. Ja nicht einmal für SM.
Stattdessem hier und da etwas nackte Haut, jedoch kaum exzessiver als 20.15 Uhr im Fernsehen. Da, wo es im Buch richtig heiß wird, schaut die Kamera im Film weg. Sie hat gar keine andere Wahl. Der Streifen soll auf dem Höhepunkt der Buch-Trilogie Geld einspielen; und das bei einer breiten Masse. Und das geht nur mit Blumen und Blümchen.