
"So wie ihr spielt, habt ihr auch nicht mehr verdient!"
Rums, das hatte gesessen. Nicht nur die beiden Tore vom überragenden Wismarer Angreifer Traore schmerzten, sondern auch dieser Satz des Gästekapitäns musste sich in die Herzen der Schweriner und ihrer Anhänger gebohrt haben: "So wie ihr spielt, habt ihr auch nicht mehr verdient", kommentierte Anker-Kapitän Bröker kurz vor Ende der Begegnung bei einem Scharmützelchen, das das Wort Trashtalk nicht wert gewesen wäre. Aber auch hier - Sieg für Anker.
In allen Belangen war der jetzige Tabellenführer den Schwerinern überlegen, auch wenn die Gastgeber zur Pause noch mit einem Sensations-Freistoß von Drews mit 1:0 führten. Reifer in der Spielanlage, robuster in der Zweikampfführung und vor allem - und das war das Wichtigste - wesentlich durchschlagskräftiger vor dem gegnerischen Tor. Zwar hatte der FCM kurz nach der Führung durch Friauf noch das 2:0 auf dem Schlappen, doch das wäre des Guten dann zu viel gewesen. Anker hatte schon hier den besseren Eindruck hinterlassen und setzte in der zweiten Hälfte das um, was in Abschnitt eins nur angedeutet war.
Immer wieder waren es Anspiele in die Schnittstellen der Schweriner Abwehrkette, wo Halvitos und Drews den enorm antrittsstarken Traore nicht halten konnten. Zweimal war der Mann des Spiels dann auch zur Stelle und ließ beinahe vergessen, dass mit Clemens Lange, immerhin der Liga-Top-Transfer im Winter, der eigentliche Star im Angriff angeschlagen erst spät ins Spiel eingreifen konnte. Damit verhagelten gerade Traore und Kapitän Bröker nicht nur der Mehrheit der über 600 Zuschauer die Laune, sondern auch das Trainer-Debüt von Martin Pieckenhagen. Der einstige Bundesligastar agierte zwar lautstark an der Seitenlinie, griff einige Male auch ins Vokabular der deftigeren Art, schien seine Jungs aber irgendwie nicht erreichen zu können. Von den starken Leistungen in der Vorbereitung war jedenfalls nichts mehr zu sehen.
"Gewogen und für zu leicht befunden", resümierte ein ebenfalls enttäuschter sportlicher Leiter Uwe Brauer nach der Partie. Nicht aber ohne den Blick nach vorn zu richten. "Wir werden den Schweriner Fußball konzeptionell weiterentwickeln und voran bringen. Niederlagen gehören dazu." Aus Schweriner Sicht sollten das allerdings künftig weniger werden!