Neuer Intendant stellt sein Team vor

  • Silke Winkler
    Lars Tietje
Dass es Veränderungen am Theater geben würde zur Spielzeit 2016/17, hatte Lars Tietje bereits angekündigt. Jetzt gibt es die Namen zu den Spekulationen der vergangenen Wochen.
15.06.2015
Matthias Hufmann

Martin Nimz wird Schauspieldirektor und ersetzt damit Peter Dehler, der diese Position seit 1999 inne hat. Toni Burkhardt ist als Operndirektor für Ute Lemm eingeplant. Anstelle von Sergej Gordienko soll Jutta Ebnother das Ballett leiten. Und für die Chefdramaturgen Katharina Riedeberger und Ralph Reichel kommt Peter Larsen. Das hat Lars Tietje am Montag in einem Pressegespräch und anschließend in der Vollversammlung bekannt gegeben. Ebenfalls neu: Die persönliche Referentin des künftigen Intendanten und künstlerische Betriebsdirektorin Angela Kalms.

Tietje selbst wird am 1. August 2016 die Nachfolge von Joachim Kümmritz als Generalintendant und Geschäftsführer antreten. Der studierte Musiker und Kulturmanager ist seit 2004 in eben diesen Positionen am Theater in Nordhausen tätig.

In Schwerin möchte der 47-Jährige das Staatstheater „behutsam weiterentwickeln“. Und das nicht nur mit neuen Mitarbeitern. „Generalmusikdirektor Daniel Huppert, der Direktor der Fritz-Reuter-Bühne Rolf Petersen, der Technische Direktor Bernd Kreimeyer und viele andere leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für Kontinuität beim Intendanzwechsel“, sagte Tietje.

Dieser Zusatz ist ihm wichtig. In den vergangenen Wochen war er in die Kritik geraten, weil Mitarbeiter bei Facebook, aus unserem Magazin oder aus der Zeitung erfahren hatten, dass die Verträge der Balletttänzer nicht verlängert werden, dass auch Schauspieler betroffen sein könnten. Wer muss noch gehen? Gerüchte hielten sich, zurück blieb ein verunsichertes Theater.

Hätte er etwas anders machen können? „Ich würde heute mit der Vollversammlung beginnen“, sagte Tietje am Montag. „Und erst danach die Mitarbeiter zu Personalgesprächen einladen.“ Genau umgekehrt also. Die vehementen Reaktionen jedenfalls hätten ihn überrascht.

Der neue Intendant hatte sich in einem Auswahlverfahren gegen 48 Bewerber durchgesetzt. Was für Tietje sprach: In elf Jahren sind die Besucherzahlen in Nordhausen um 50 Prozent auf mehr als 100.000 im Jahr gestiegen, vor allem durch Musicals und Operetten. Die Einnahmen konnten verdoppelt werden. Es gab Afterwork- und Wunschkonzerte. Dabei durften Besucher abstimmen, welche Sinfonie und welches Stück sie gern hören möchten.

„Herrn Tietje gelang der schwierige Balanceakt zwischen künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichen Zwängen bravourös“, hatte Nordhausens Oberbürgermeister Klaus Zeh der Thüringer Allgemeinen gesagt. Anspruch und Zwänge: So ähnlich formulierte das auch Schwerins Stadtpräsident und Theater-Aufsichtsratschef Stephan Nolte. Als Herausforderung für die Zukunft. „Lars Tietje hat bereits eine Umstrukturierung hinter sich.“ Davon könnte man hier profitieren.

Der künftige Intendant muss bis 2020 ingesamt 30 Stellen einsparen, davon 9 im Orchester, 4 im Chor, 3 im Schauspiel, 2 im Ballett. Die Fusion mit Parchim steht an, zudem steigt das Land 2016 als Mehrheitsgesellschafter ein.

Der Staatssekretär habe sich gewünscht, dass die Qualität steigt, sagte Tietje noch.

Hintergrund

Die Neuen im Theater

Lars Tietje (Intendant) studierte Musik, Evangelische Theologie, Kulturmanagement und ist gelernter Dirigent. Er arbeitete an der Kölner Oper und am Staatstheater Kassel und ist seit 2004 Intendant und Geschäftsführer der Theater Nordhausen/ Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Er ist Mitglied der Tarifkommission Orchester des Deutschen Bühnenvereins und in zahlreichen Aufsichtsräten und Kulturstiftungen aktiv.

Martin Nimz (Schauspieldirektor) war zunächst als Schauspieler u. a. in Gera, Rostock und Chemnitz engagiert, wo er auch erstmals Regie führte. Von 2002 bis 2004 leitete er das Schauspiel am Staatstheater Kassel. Als freischaffender Regisseur inszenierte er u. a. am Schauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden, Volkstheater Rostock, Staatstheater Braunschweig und aktuell am Theater Bonn sowie am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken.

Toni Burkhardt (Operndirektor) gehörte zu den Gründern des Kurzfilmfestes „durchgedreht 24“. Nach Studienabschluss begann er am Theater Nordhausen als Regieassistent. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist er dort Spielleiter, seit 2011/2012 Oberspielleiter. Er inszenierte u. a. „Die Zauberflöte“ und „My Fair Lady“ zu den Thüringer Schlossfestspielen Sondershausen - und „Così fan tutte“ und „Sweeney Todd“ am Theater Pforzheim.

Jutta Ebnother (Ballettdirektorin) wurde in Amsterdam und Mannheim als Tänzerin und Pädagogin ausgebildet. Von 2002 bis 2004 tanzte sie am Staatstheater Kassel, wo auch ihre ersten Choreographien entstanden. Seit 2004 ist Ebnother Ballettdirektorin am Theater Nordhausen. Ihre Choreographien werden häufig zu Festivals im In- und Ausland eingeladen. Beim Tanzfestival „Dance Brasil 2009“ in Brasilia war sie Tanzdozentin und Jurorin.

Peter Larsen (Chefdramaturg) studierte Musikwissenschaft und Germanistik, promovierte in Berlin und forschte als Stipendiat der „Stiftung Weimarer Klassik“. 1999 wurde er Musikdramaturg am Theater Nordhausen. Er war Lehrbeauftragter an der Uni Magdeburg und ist seit 2004 Dramaturg am Theater Trier. Zudem wirkt er als Autor und Komponist (z.B. seiner Kinderoper „Siegfried oder Wer wird Herr des Ringes“).

Angela Kalms (Betriebsdirektorin) ist gelernte Wirtschaftskauffrau und Diplom-Betriebswirtin. 1989 begann sie als Leiterin für Haushaltswirtschaft am Theater Nordhausen, wurde Personal- und Verwaltungsleiterin und war von 1999 bis 2008 Personalleiterin und Künstlerische Betriebsdirektorin. Seit 2009 ist sie dort als Verwaltungsdirektorin und Stellvertreterin des Intendanten beschäftigt.

 

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