Das Muster zur Theater-Rettung
1. Phase: Der Kultusminister lädt Journalisten zum Hintergrundgespräch ein, begründet den Auszahlungsstopp und erhält tags darauf die gewünschte Schlagzeile: „Staatstheater droht das Aus.“ Der Druck erhöht sich.
2. Phase: Überschneidet sich mit Phase 1. Die Oberbürgermeisterin hat die Fraktionen informiert, jetzt folgt der Hauptausschuss. Die Briefe aus dem Ministerium an die Stadt kursieren. Schwerin holt zum Gegenschlag aus. Heißt: Pressekonferenz.
3. Phase: Die Pressekonferenz ist großes Theater. Ein scheidender Intendant, ein künftiger, der Aufsichtsrat, die Oberbürgermeisterin. Alle gegen Brodkorb. Angelika Gramkows Stimme überschlägt sich.
4. Phase: Telefonate. Leichtes Zurückrudern. Gesprächsbereitschaft signalisieren. Von beiden Seiten.
5. Phase: Verhandlungen. Stundenlange Verhandlungen. Am Montag von nachmittags bis abends. Am Dienstag noch vor der Kabinettssitzung um 10. Niemand soll sagen können, man hätte nicht alles gegeben.
6. Phase: Signale nach innen und außen senden: Das wird was.
7. Phase: Noch mal die langen Verhandlungen betonen. Dann die Einigung verkünden.
8. Phase: Gemeinsame Pressekonferenz mit Brodkorb, Gramkow und Theaterchef Kümmritz. Sie werden sagen, dass es harte Verhandlungen gewesen seien, dass ein Kompromiss gefunden wurde, dass man froh sei, die Insolvenz verhindert zu haben (Gramkow), dass für den Einstieg des Landes nur noch Kleinigkeiten zu klären seien (Brodkorb). Einer der drei wird vermutlich sagen: „Die dicksten Brocken konnten aus dem Weg geräumt werden.“
Die Pressekonferenz beginnt am Donnerstag, um 17.30 Uhr im Schloss.
* Anzuwenden auch bei Kommunal-, Werften- oder Hansa-Krisen.
Hintergrund
Am Donnerstag hat Kultusminister Brodkorb angekündigt, dass eine Soforthilfe von 1,2 Millionen Euro fürs Theater unverzüglich ausgezahlt werden könne. So schnell wie möglich wolle das Land als Gesellschafter einer neuen Theater GmbH einsteigen, in der das Staatstheater Schwerin und das Landestheater Parchim vereint sind. Diesen Plan gibt es schon länger, allerdings hatte Brodkorb ihn in Frage gestellt. Hintergrund waren Differenzen über den Finanzbedarf bis 2020. Mit der Einigung ist die Insolvenz abgewendet. Schwerin habe eine Nachschusspflicht in Höhe von 35 Prozent bei möglichen Defiziten im Etat des Staatstheaters akzeptiert, so Brodkorb.