Klassik trifft Graffiti
Die Zeiten, in denen es auf dem Gelände am Mittelweg vorwärts ging, sind längst vorbei. Die Erinnerungen bleiben. Erinnerungen an Trabis, Barkasse, Laster & Co, die Stoßstange an Stoßstange darauf warteten, wieder flott gemacht zu werden. 1948 gegründet, arbeiteten hier, im Kraftfahrzeugsinstandsetzungswerk, einst mehr als 800 Menschen. Bis zur Wende. Dann gingen in den Vorwärts-Hallen die Lichter aus.
Klassische Musik, wo einst Autos repariert wurden und heute ein Stück Stadtgeschichte bröckelt? Eine Kulisse wie geschaffen für einen „unerhörten Ort“! Jener Konzertreihe, in der den Festspielen MV die Räume für ein Konzert nicht ungewöhnlich genug sein können.
Ungefähr genauso viele Leute, wie einst hier arbeiteten, kamen am Freitagabend auf das Gelände. Um einen Blick in die alten Hallen zu werfen. In alten Zeiten zu schwelgen. Und Musik zu genießen.
Vilde Frang, Festspiel-Preisträgerin in Residence, spielt zusammen mit Nicolas Altstaedt Duos für Violine und Violoncello. Schauspielerin Anna Thalbach liest Geschichten von früher. Die junge Norddeutsche Philharmonie schickt Strawinskis „Le Sacre du printemps“ in den Sommerabend.
Der letzte Applaus ist vorbei. Nacht hüllt die Industrieruine ein. Und bringt die alte Stille zurück.