Das ist der OB-Kandidat der SPD
Badenschier ist der Favorit vor allem der Schweriner Parteispitze. Bereits im Frühjahr hatte sie sich - noch inoffiziell - für ihn ausgesprochen und die Bereitschaft des 37-Jährigen eingeholt. Danach wurde es kompliziert: Die Ortsverbände mussten überzeugt werden. Die Entscheidung für ihn war auch eine Entscheidung gegen Daniel Meslien.
Badenschier ist nominiert worden, weil man dem Fraktionsvorsitzenden kein gutes Wahlergebnis zutraut. Weil der neue Dezernent, Andreas Ruhl, nicht gleich gegen Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow antreten soll. Aber auch, weil die Schweriner K-Frage lange Zeit für Achselzucken bei der SPD gesorgt hat. Badenschier - eine Notlösung? Eher ein Wechsel auf die Zukunft, sagen die Sozialdemokraten. Ein bisschen wie Schwesig vor zehn Jahren.
Auch Badenschier ist erst spät in die SPD eingetreten. 2009. In seiner Zivildienstzeit hatte er mal mit 15 Leuten die Partei „Die Partei“ gegründet („noch vor Martin Sonneborn“), aber daraus wurde nichts. Er saß im Marburger Studentenparlament - „als einziges Mitglied der sozialistisch-ökologischen Hochschulgruppe.“ Ein Jahr lang. „Danach war es das erstmal mit der Politik“, erinnert er sich im Gespräch mit unserem Magazin. Er zog von Marburg nach Kiel, machte seinen Abschluss in Medizin, arbeitete später in Itzehoe. Nach einer Elternzeit ging es für die Familie (Badenschier ist verheiratet und hat drei Kinder) weiter nach Schwerin. Erst in die Paulsstadt, dann in die Bergstraße.
Badenschier suchte einen Ausgleich zum Beruf als Radiologe, ging zum Schachclub - und landete bei der SPD. Treffen in Martin's Bierstuben, dort wo auch Schwesigs Karriere begann. „Ich wollte einfach mitmachen, Politik ist mein Hobby.“ Im Sommer und Herbst 2013 kamen zwei Rundschreiben. Nur Mut, stand darin, lasst euch aufstellen für die Kommunalwahl. Den ersten Brief ignorierte er noch. Nach dem zweiten kandidierte er. Listenplatz 13. Er wurde gewählt.
Badenschier in der Stadtvertretung: Das war eine der dicksten Überraschungen im vergangenen Jahr. Und ist doch zu erklären: „Ich hatte mit ein paar Stimmen aus dem Klinikum gerechnet. Es wurden ganz viele.“ Falsche Partei, hätten einige Ärzte zwar gesagt, aber für ihn würden sie eine Ausnahme machen und ihn wählen. Badenschier hatte im Betriebsrat einen Extra-Bonus für Mitarbeiter ausgehandelt, die aus der Rufbereitschaft zum Dienst erscheinen mussten. Auch das blieb bei vielen Helios-Kollegen in Erinnerung - und zahlte sich beim Wahlergebnis aus.
Und heute? „Es hat den Anschein, als sei frischer Wind ins Rathaus eingezogen", sagt Stadtpräsident Stephan Nolte, CDU. Er meint damit vermutlich auch Rico Badenschier. Der hatte sich früher nie mit der Arbeit in Ausschüssen und Aufsichtsräten beschäftigt. Jetzt mischt er mit. Als stellvertretender Vorsitzender im Bauausschuss, im Aufsichtsrat des Nahverkehrs, vor allem aber als Sprecher der SPD-Fraktion für Verkehr, Bau, Stadtentwicklung. Auf Stadtvertretersitzungen meldet er sich zu Wort, auch mit Widerworten zu manchen aus der eigenen Partei („Der Bau einer neuen Stadionbrücke ist überflüssig“). Seine Reden hält er frei, manchmal hat er mehr, machmal weniger Stichwörter notiert: „Da probiere ich mich gerade aus.“
Dieses Ausprobieren hat die SPD schon überzeugt. Jedenfalls fiel sein Name immer häufiger, als es um den OB-Posten ging. Schwesig rief an. Und seit Donnerstag ist die Kandidatur offiziell.
Hintergrund
Folgende Kandidaten wollen bislang zur OB-Wahl 2016 antreten:
- Angelika Gramkow (Linke)
- Simone Borchardt (CDU)
- Rico Badenschier (SPD)
- Silvio Horn (Unabhängige Bürger)
- Martin Molter (Die Partei)