Das Problem mit den Schulschwänzern

In Schwerin schwänzen Schüler häufiger den Unterricht als in den Landkreisen. Dies geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der bündnisgrünen Landtagsfraktion hervor. Die Statistik jedoch hat eine Schwäche.
30.05.2014
Matthias Hufmann

In Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte fehlten im vergangenen Schuljahr 0,89 Prozent der Schüler unentschuldigt, in Ludwigslust-Parchim 1,74 Prozent und in Nordwestmecklenburg 1,85 Prozent. In der Landeshauptstadt hingegen waren es deutlich mehr. Von 6935 Mädchen und Jungen blieben 313 dem Unterricht mindestens einmal grundlos fern, das sind 89 mehr als im Schuljahr zuvor. Die Quote stieg von 3,35 auf 4,51 Prozent. Zum Vergleich: Landesweit waren es 2,04 Prozent. Der Wert ist seit Jahren nahezu identisch.

„Das Problem ist jedoch, dass das Bildungsministerium und die Schulämter bisher gar nicht genau ermitteln können, wie groß das Problem des Schulschwänzens tatsächlich ist“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Berger. „Denn erfasst werden die Schülerinnen und Schüler bereits, sobald sie einmal unentschuldigt gefehlt haben.“

Weshalb die Quoten in Schwerin - und auch in Rostock - höher liegen? Die Landesregierung verweist in ihrer Antwort insbesondere  auf die „konzentrierte soziale Infrastruktur“, also auf die vielen Möglichkeiten, die eine Stadt bietet. Auf die verlockenden Alternativen zum Schulbesuch.

Die Grünen nennen die Antwort: Blindflug. Bei der Problemanalyse tappe das Bildungsministerium im Dunkeln, so Berger. „Eine genauere Auswertung, wie viele Schülerinnen und Schüler mehrfach oder sogar notorisch der Schule fernbleiben, gibt es offensichtlich nicht. Damit kann auch keine Aussage darüber getroffen werden, wie hoch der Anteil der tatsächlich in ihrem schulischen Erfolg gefährdeten Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Regionen ist.“

Die Landesregierung sagt: „Es ist davon auszugehen, dass nicht in jedem der Fälle zwingend von einem schul-aversiven Verhalten gesprochen werden kann.“

Es ist davon auszugehen. Soweit, so unklar.

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