Denkmalschutz? Das ist ja wohl die (Pauls-) Höhe!

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Wenn Angelika Gramkow sich richtig aufregt, dann klingt ihre Stimme empört und sie wird schnippisch. Das Thema „Sportanlage unter Denkmalschutz“ ist so ein Aufreger.
11.07.2015
Matthias Hufmann

„Notfalls lassen wir eben das Gras wachsen.“ Der Notfall: Das wäre das Aus für die Baupläne auf der Paulshöhe. Aber soweit werde es nicht kommen, sagte die Oberbürgermeisterin am Freitag. Trotz des Schreibens des Landesamtes für Denkmalpflege („Alle wenden sich gleich an die obere Behörde. Vielleicht hat das ja einen Grund?!“). Trotz der Anfrage von Dirk Rosehr, einem Linken. Ausgerechnet. Aber - und nochmal vielleicht: „Vielleicht stecken noch ganz andere Leute hinter der Aktion.“ Die sich nicht trauen und Rosehr vorschicken würden.

Die Aktion ist zunächst nichts weiter als ein Brief an die Landesdenkmalpfleger mit der Bitte um Prüfung, ob die Sportanlage nicht schutzwürdig sei. Doch die Prüfung konnte ausfallen. Die Paulshöhe „als Bestandteil des Denkmalbereiches Ostorfer Hals" sei bereits denkmalgeschützt, heißt es in der Antwort. Das habe die Landeshauptstadt 2011 selbst beschlossen. „Der Sportplatz dokumentiert für das 20. Jahrhundert die Entwicklung des Stadtteils als Wohngebiet mit hohem Freizeitwert.“ Inklusive aller Bestandteile.

„Inklusive sozialistischer Bauten“, sagte Gramkow. „Die befinden sich nämlich auch auf dem Gelände.“ Dafür Denkmalschutz? „Dann würde ich die Welt nicht mehr verstehen.“

Rosehr jedenfalls zog mit seinem Antwortschreiben los. Bei TV Schwerin konnte man ihn in dieser Woche sehen. schwerin-lokal.de als Hausblog der „Aktion Stadt und Kulturschutz“ berichtete. Mails wurden verschickt, Kopien von Briefen und Dokumenten landeten in den Redaktionen. Was wird aus der Paulshöhe? Die Stadt schwieg zwei Tage lang.

Bis Freitag. Als der Baudezernent - ganz Nottebaum-like - erst einmal ein bisschen Drive herausnahm. Er sei ja Fan von Borussia Mönchengladbach. Und als damals der Bökelberg abgerissen wurde, hätte es auch Protest gegeben. Und heute? „Spielt mein Verein in einem modernen Stadion und in der Champions League.“ Champions League? „Na ja, in Schwerin sollten wir mit der Oberliga anfangen.“

Für den neuen Sportpark gebe es eine Beschlussvorlage, so Bernd Nottebaum. Und die gelte. In Lankow werde investiert, dafür würde auf der Paulshöhe gebaut. Der Denkmalschutz für den Ostorfer Hals sei selbstverständlich bekannt gewesen. Aber: „Die Paulshöhe ist kein Einzeldenkmal.“ Sagte Nottebaum. Sagte Gramkow. Und sagte Schwerins Fachbereichsleiter für Denkmalpflege, Günther Reinkober. Die Sportanlage tauche in der Verordnung über den Denkmalbereich nur in Nebensätzen auf.

Die Hürde sei sehr, sehr niedrig, so Nottebaum. In einem Abwägungsverfahren müsse man die obere Denkmalschutzbehörde zwar beteiligen, die untere aber würde entscheiden, schließlich ginge es hier nur um einen kleinen Teil eines Flächendenkmals.

Die untere Behörde: Das ist die Stadt.

Lesen Sie weiter

Die Geschichte der Paulshöhe

Teil 1: Der Großherzog und die Aktienbrauerei

Teil 2: Fußball, Zwangsarbeiter, Flüchtlinge

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