
Der AfD-Blödsinn
Nachdem AfD-Chef Bernd Lucke auf einer Bahnfahrt von zwei Fans des 1. FC Köln angepöbelt worden war, wurde die Tat bundesweit verurteilt. Dem Kreisverband Mecklenburg-Schwerin reichte das aber nicht. Der Hauptsponsor des Vereins - Rewe - müsste so lange boykottiert werden, bis sich das Unternehmen entschuldigt hat, hieß es auf Facebook. 25.000 Mitglieder und eine Million AfD-Wähler könnten sich beteiligen, so die Rechnung des Kreisvorsitzenden Thomas de Jesus Fernandes.
Die Quittung - ein Shitstorm. Denn: Kauft nicht bei... das war ein Aufruf wie zur Nazizeit. Das Posting machte im Internet die große Runde. Die Folge: Spott und Häme. „Endlich nazifrei einkaufen“, hieß es auf Facebook. Und an anderer Stelle: „Sollte man nicht die Stadt Köln ebenfalls boykottieren, schließlich dürfen diese bösen Menschen da leben? Und am besten auch die Bahn, die hat die ja auch noch mitgenommen. Und die sollen Jeanshosen getragen haben - Jeansboykott!“
Am Mittwoch wurde es der AfD-Bundespartei zu bunt. „Boykott ist nicht zielführend", teilte der Pressesprecher via Twitter mit. „Wir kaufen gerne bei Rewe. Nicht nur online.“ Der Anti-Rewe-Aufruf war da bereits von der Facebookseite des Kreisverbandes verschwunden. Die Schweriner AfD verkaufte das Ganze als zweiteilige Aktion samt Auflösung, als Botschaft an „all die Empörten und Distanzierer, die Scheinheiligen, die Schubladendenker, Moralapostel, Ignoranten, Gutmenschen und Mitläufer“: „Jetzt wisst ihr, wie es sich anfühlt, wenn mit unfairen Mitteln geschossen wird.“ Sie schrieben wieder von „Gutmenschen“ - und erhielten dafür Links zum Text von Welt-Feuilletonredakteur Matthias Heine: „Gutmensch sagen eigentlich nur noch Nazis und Idioten ohne sprachliches Feingefühl.“
Reichlich Prügel also für die AfD. Aber offensichtlich nicht genug. Im ZDF jedenfalls rechtfertigte Fernandes den Boykott gleich noch einmal. Dass FC-Anhänger ihren Verein bestreiken: nicht vorstellbar. Deshalb Rewe. „Das Einzige, was überhaupt ziehen würde“ - und berechtigt gewesen wäre, so der Kreisvorsitzende. Begründung: „Die Fans laufen mit den Rewe-Group-Shirts rum, sie treten in der Öffentlichkeit auf und haben eben auch in der Öffentlichkeit, im Zug, unseren Parteichef angegriffen.“
Die 33-Sekunden-Erklärung könnte es in die „heute-Show“ schaffen. So wie im Februar das Interview mit Petra Federau, die darin - auch sie allen Ernstes - behauptete, dass Schwerin zwar kein Geld habe, aber jedes Jahr 400.000 Euro für den Kampf gegen Rechts zur Verfügung stellen würde. „Im Bildungsetat. Skandalös“, sagte die AfD-Stadtvertreterin dem Reporter des ZDF-Satiremagazins.
„Die Stadt Schwerin würde sich glücklich schätzen, wenn wir in unserem Bildungsetat Gelder für den Kampf gegen Rechtsextremismus zur Verfügung hätten“, hieß es damals aus dem Stadthaus. „Dies ist leider nicht der Fall.“
Jeder blamiert sich, so gut er kann. Und die AfD - die kann.