Die unendliche Sauna-Geschichte

  • Hans-Dieter Hentschel
    Den Sauna-Ruheraum mit Panoramablick aufs Bad gibt es schon.
Bedauern Sie, dass die neue Schwimmhalle keine Sauna hat? Vielleicht bekommt sie doch noch eine. Ja, ja, die Stadtvertreter haben immer irgendwie ein bisschen nein gesagt. Im Grunde meinen sie mehrheitlich aber doch was anderes.
11.03.2015
Sylvia Kuska

„Jetzt oder nie!“ Fast ein Jahr ist es her, als Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow versuchte, die damaligen Stadtvertreter vom Einbau der Sauna zu überzeugen. Die Bauarbeiten an der neuen Schwimmhalle waren damals an einem Punkt, an dem eine schnelle Entscheidung gefragt war. Ein nachträglicher Einbau wäre viel teurer, warb die Verwaltungschefin damals um Zustimmung. Vergebens.

Jetzt steht die Sauna wieder in ihrem Hausaufgabenheft. Was sich seitdem geändert hat? Nun, die Schwimmhalle ist fertig. Die Sauna müsste nachträglich eingebaut werden. Die Stadtvertreter haben die OB am Montagabend beauftragt, die Möglichkeiten dafür zu prüfen.

Ein plötzlicher Sinneswandel? Nicht wirklich. Im Grunde stieß der Vorschlag schon vor einem Jahr bei den meisten Fraktionen auf offene Ohren. Nur: Ein klares Ja? Gab es nicht! Ein klares Nein? Auch nicht. Stattdessen ein „Jein, wenn...“.

Die Chronologie der Entscheidungen

März 2011: Die Stadtvertreter beschließen den Neubau einer Schwimmhalle ohne Sauna. Des Geldes wegen.

April 2014: Die neue Schwimmhalle feiert Richtfest. Angelika Gramkow stellt dort öffentlich die Sauna in Aussicht. Wieso? Weil die Prognosen für die Bau- und Betriebskosten gesunken seien. Zwei Wochen später befasst sich die Stadtvertretung mit dem Thema. Es ist die letzte Sitzung vor den Kommunalwahlen. In den Fraktionen Die Linke, CDU und SPD-Bündnis 90/Die Grünen stößt die Sauna-Idee auf offene Ohren. Einen Blankoscheck wollten sie aber nicht ausstellen. Sie fordern die Oberbürgermeisterin auf, weitere Fakten vorzulegen. Zu den Kosten für den Schwimmhallenbau, zur Saunanutzung in Lankow, zu den erwarteten Betriebskosten auf dem Dreesch. Sollte sich daraus ergeben, dass die Kosten im Rahmen bleiben und keine Fördermittel verloren gehen, soll der Hauptausschuss im Mai entscheiden, so das mehrheitliche Votum der Stadtvertreter.

Mai 2014: Die geforderten Fakten liegen vor. Der Hauptausschuss soll in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl eine Entscheidung fällen. Einem zehntausende Euro teuren Einbau zustimmen, nur weil beim Schwimmhallenbau Kosteneinsparungen abzusehen sind? Das ist ihm dann doch zu heiß. Immerhin stehen auf der anderen Seite drastische Sparforderungen. Der Hauptausschuss löste diesen Widerspruch nicht mit einer endgültigen Entscheidung. Er schickt Angelika Gramkow vielmehr zum Land, Fördermittel einwerben. Nur wenn ihr das gelingt, kann der Saunabau in Auftrag gegeben werden, beschlossen die Ausschussmitglieder.

Juni 2014: Die Oberbürgermeisterin gibt bekannt: Es gibt keine Fördermittel. Und damit laut Beschluss des Hauptausschusses keine Sauna. 

Januar 2015: Die Schwimmhalle eröffnet ohne Sauna.

März 2015: Die Sauna steht wieder auf der Tagesordnung der Stadtvertreter. Warum? „Die Eröffnung der neuen Schwimmhalle (…) wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung realisiert. Vielfach wurde jedoch schon am Eröffnungstag der Wunsch nach erneuter Prüfung der Einrichtung einer Sauna laut“, begründen Linke und SPD ihren Antrag. Und nun? Nun soll die Oberbürgermeisterin bis April prüfen, ob die Sauna nachträglich eingebaut und der Saunaofen aus Lankow umgesetzt werden kann. Und wie sich das auf die Bewirtschaftungskosten der Schwimmhalle auswirken würde. Eine Förderbedingung stellen sie nicht. Die Stadtvertreter stimmten dem Antrag mit drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen mehrheitlich zu.

April 2015 folgt das nächste Kapitel in der unendlichen Sauna-Geschichte.

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