„Es läuft auf eine Stichwahl zwischen mir und Gramkow hinaus“

  • dieschweriner.de
    Martin Molter
Wer tritt zur Oberbürgermeisterwahl an? Die CDU hat sich noch nicht entschieden, die SPD hat sich noch nicht entschieden - Martin Molter schon: „Ich mach's.“ Der 39-Jährige will für die Satire-Partei „Die Partei“ kandidieren.
19.03.2015
dieschweriner

Für die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz: „Die Partei“. Seit ein paar Tagen gibt es die auch in Schwerin. Und der Vorsitzende ist - Martin Molter. Wir sprachen mit ihm über die OB-Wahl, Bunga-Bunga und das Angebot an Sebastian Ehlers.

Herr Molter, Sie fordern einen neuen Bürgermeister-Badeplatz, also einen Stadtstrand hinterm Marstall, wollen die Solitärmeisterschaften nach Schwerin holen und sind gegen Vorratsspeicherung im Kühlschrank. Was gehen Sie als Erstes an?

Martin Molter: Die Sache mit dem Kühlschrank versuche ich nun schon eine Weile. Doch am Anfang der Woche ist er immer wieder voll. Dazu werde ich demnächst Rat bei einem selbsternannten Experten einholen und über die Auswertung des Gutachtens berichten.

Wir, „Die Partei Schwerin“, werden parteiintern die Reihenfolge der weiteren Themen klären. Sicher kommen am 1. Parteitag (26. März, 20 Uhr im Angler II, Anmerkung der Redaktion) noch eine ganze Menge dazu. Wenn es Bürger gibt, die bereit sind, hohe Summen zu zahlen, versprechen wir natürlich, diese Punkte vorrangig zu behandeln. Ich denke da an mindestens 20 Euro. Wir haben uns dabei an unserem großartigen Gesundheitssystem zu orientieren. Geht es dem Arzt gut, freut sich der Patient – geht es der „Partei“ gut, freut sich der Wähler.

Sie meinen es also ernst mit Ihrer Bewerbung?

Schwerin braucht ein paar frische Ideen. Nichts gegen Frau Gramkow – aber jetzt sollte ein frischer Hengst ins Rennen kommen und den verfilzten Boden aufwühlen. Kulturell gibt es in Schwerin einiges anzupacken. Damit stellt sich sofort der wirtschaftliche Erfolg der Stadt ein und die allgemeine Zufriedenheit der Bürger wächst. Ja, ich denke, ich werde ernsthaft gebraucht. Und von dem ominös und schnell entstandenen Kreisverband „Die Partei Schwerin“ bin ich demokratisch dazu legitimiert worden.

Keine Angst vor dem großen Ungetüm namens Verwaltung?

Das Ungetüm besteht zum großen Teil aus friedlichen Angestellten. Diese gilt es abzuholen. Man muss ihnen zeigen: Sisyphos-Arbeit kann auch Spaß machen. Dann wird man sich auch an das Ungetüm kuscheln können.

Keine Angst vor dem kleinen Ungetüm namens Stadtvertretung?

Klar weiß ich, ein Bürgermeister muss in erster Linie im Namen der Stadtvertretung absegnen. Doch sollte mir irgendwer Blödsinn unter die Nase halten, zeige ich mit dem Finger auf den Verursacher und mache die Bürger darauf aufmerksam, woher die Weisheiten kamen. Wenn ich mit 100 Prozent der Stimmen der Bürger gewählt bin, gibt mir das Ergebnis zusätzlich das moralische Recht darauf hinzuweisen: Hinter mir steht eine ganze Stadt und nicht nur vereinzelte Vertreter von Kleinstgruppierungen.

Wann war Ihnen klar, dass Sie Oberbürgermeister werden wollen?

Der Wille, einen Kreisverband zu gründen, besteht schon etwas länger. Ein Termin, mit diesem Instrument dann auch schnell aktiv zu werden, war lange Zeit nicht in Sicht. Nun gibt es die Chance, in Schwerin an einer besseren Welt mit allen Bürgern zusammen zu arbeiten.

Wie hat die Familie reagiert?

Die Kinder finden es toll – ich habe ihnen einen neuen Spielplatz versprochen.
Mit meiner Frau lebe ich seitdem in Trennung – in Trennung von Amt und Würde.

Und die Freunde?

Sind jetzt fast alle Mitglieder. Das macht „Die Partei“ zu einem sicheren Hafen. Gefühlt sind wir jetzt der mitgliederstärkste Kreisverband aller Parteien in Schwerin.

Was planen Sie im Wahlkampf?

Erst einmal sind andere an der Reihe, die Termine zu planen. Wenn es hart auf hart kommt, fließt vielleicht sogar die OB-Wahl mit der Landtagswahl zusammen. Das wünscht sich wohl keiner der zukünftigen Kandidaten. Aber dann wird das ein Kräfte zehrender Kampf an zwei Fronten.

Bunga-Bunga statt Buga, heißt ein Wahlkampfversprechen. Nennen Sie Details?

Es ist als Aufruf zu verstehen. Die Buga 2009 war nett und hat etliche Rollatoren durch Schwerin gescheucht.  Jetzt das Ganze zu wiederholen, ist wie einen guten Witz zweimal hintereinander zu erzählen. Beim zweiten Mal lacht man nicht mehr so laut. Die Fördertöpfe, die mit der zweiten Buga wieder angezapft werden sollen, bekommt man auch für andere intelligente Projekte. Bunga-Bunga steht für die Sexpartys von Silvio Berlusconi. Etwas mehr Sex soll Schwerin auch haben. Vielleicht hilft als Vorspiel ein erotisches Kurzfilmfest. Die Sehnsucht nach mehr erotischen Momenten spürt man nicht nur im Stadthaus, sondern an vielen angestaubten Ecken in Schwerin. „Die Partei“ steht ja wie keine andere für Leidenschaft und ganz viel Gefühl. Aber Bunga-Bunga ist auch einfach ein freches Wort. Das ist vielleicht die Richtung, bei der man die jüngeren Schweriner mitnimmt. Für weitere Ideen werden wir die Bürger einbeziehen. Immer getreu dem Motto: „Schwerin glücklich machen!“

Das Projekt „Wallensteingraben“. Noch geheim?

In der Partei „Die Partei“ gibt es keine Geheimnisse. Das Projekt „Wallensteingraben“ ist schon ein ewiges Thema und der Ausbau ist immer an der Umsetzung gescheitert. Es ging sogar so weit, dass Yachten von Wismar bis Schwerin fahren sollten.

Hier verfolgt „Die Partei Schwerin“ einen radikaleren Ansatz. Das gesamte Projekt muss größer werden. Der Wallensteingraben wird so breit und tief ausgebaut, dass die Aida und andere Kreuzer direkt bis vor das Schweriner Schloss fahren. Damit wird die Umwelt durch den Wegfall der Reisebusse geschont und die riesigen profitablen Massen fahren nicht mehr an Schwerin vorbei direkt nach Berlin. Das schwer verdiente Geld der Kreuzzug-Touristen fließt in den Handel und die Gastronomie von Schwerin. Der neue Stadt-Slogan heißt dann auch: „Schwerin – Stadt am Meer“. Dadurch entstehende Steuermehreinnahmen sorgen dafür, dass das Projekt „Wallensteingraben“ innerhalb von ca. vier Jahren abbezahlt ist. Die Bestätigungen der Zahlen anhand von Experten ist im Grunde nur noch Formsache. Anschließend hat die Stadt genug Geld für dringend nötige Sozialprojekte.

CDU-Fraktionschef Sebastian Ehlers hat erklärt, dass er nicht zur Oberbürgermeisterwahl antreten wird. Führen Sie den Verzicht schon auf Ihre Bewerbung zurück?

Noch ist meine Bewerbung nicht offiziell. Da hat auch der Wahlleiter noch ein Wörtchen mitzureden. Dieses Verfahren respektiere ich. Was Herrn Ehlers angeht, der hält auf seiner Homepage eine HSV-Fahne in der Hand. Also die von einem runter gewirtschafteten Sportverein, der ständig gegen den Abstieg kämpft. Sollte man da wirklich auf eine erfolgreiche Kandidatur bei einem so wichtigen Amt hoffen? Die Liste seiner Mitgliedschaften zeigt auch, er hat wahrscheinlich gar keine Zeit, irgendwelche Dingens noch einzuweihen. Zu einem so schlauen Mann mit sehr viel Weitsicht kann man die CDU nur beglückwünschen. Herr Ehlers hat jetzt schon die Mindestanforderungen für „Die Partei“ erfüllt. Vielleicht will er ja mal zu was Vernünftigem wechseln.

Erwarten Sie weitere Rückzieher?

Ich erwarte vor allem von der NPD und AfD Anstand und somit keine Kandidaten ihrerseits. Die restlichen Splitterparteien sind ja nur noch Steigbügelhalter. Wer auf die schönen Seiten des Geschichtsbuches von Schwerin wartet, tritt - wenn überhaupt - eher in „Die Partei“ ein. Weitere Rückzieher sollten den etablierten Parteien einige Gesichtsverluste ersparen. Es wird selbstverständlich auf eine Stichwahl zwischen mir und Frau Gramkow hinauslaufen.

Ihr Parteichef Martin Sonneborn wollte im Europäischen Parlament die monatliche Rotation einführen. Geklappt hat es nicht. Gibt es ähnliche Pläne für den OB-Posten in Schwerin?

Erst einmal werde ich schauen, wie viel Geld ich monatlich aufs Konto bekomme und dann sicherlich davon noch weitere Leute bezahlen, die mir bei meinen Aufgaben helfen. Schließlich werde ich auch weiterhin für meine Familie und den Brettspieleabend da sein. Ein Oberbürgermeister soll in seinem Job aufgehen, aber sich nicht übernehmen. Die Bürger werden einen mit Bedacht handelnden Bürgermeister viel mehr schätzen und es an ihrem eigenen Wohlergehen spüren.

An Ihrem ersten Tag im Amt. Was machen Sie?

Ich gehe in die Stadt und kaufe für Frau Gramkow einen großen, wunderschönen Blumenstrauß als Dankeschön. Den hat sie sich ehrlich verdient.

Und an Ihrem letzten?
Kauf ich meiner Frau einen als Dankeschön! Und danach halte ich mit „Die Partei Schwerin“ einen aber so was von richtig außerordentlichen Parteitag ab.

Weitere Artikel