Mvgida-Aufmarsch, der zweite: So reagiert Schwerin

  • Hans-Dieter Hentschel
Das Licht im Schloss wird am Montag wieder ausgeschaltet, wenn sich die Mvgida-Leute zur islamfeindlichen Demo in Schwerin treffen. Das bestätigte der Landtagssprecher am Freitag. Peter Ritter von den Linken hat sogar einen weitergehenden Vorschlag.
25.01.2015
Matthias Hufmann

„Es wäre zu überlegen, den Strom über die Hauptsicherung ganz abzustellen, damit die NPD-Fraktion nicht erneut in ihren Räumen eine Art Festbeleuchtung inszenieren kann“, sagte der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion gegenüber unserem Magazin. Vor zwei Wochen hatte nur im sechsten Stock das Licht gebrannt. Bei den Rechtsextremen. Das Signal an Mvgida lautete: Wir machen mit.

Ob Ritters Vorschlag tatsächlich umgesetzt wird? Um 18.30 Uhr werden die Blicke aufs Schloss gerichtet sein. Zur gleichen Zeit sammelt sich Mvgida an der Siegessäule. Eine halbe Stunde eher beginnt die Gegendemo 50 Meter weiter auf dem Alten Garten. Das Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin hat zur Kundgebung aufgerufen, die Veranstaltung wurde vom DGB angemeldet. Am offenen Mikrofon möchte u.a. Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow sprechen, vorausgesetzt, die Stadtvertreter erlauben ihr, die zeitgleiche Sitzung für einen Moment zu verlassen.

Die Fraktionen in der Stadtvertretung wollen sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag ebenfalls für ein weltoffenes Schwerin einsetzen. Das Papier richtet sich gegen Mvgida, ohne dass der Name darin auftaucht. Über den Antrag soll am Ende der Aussprache abgestimmt werden.

Zur Veranstaltung auf dem Alten Garten haben sich Ministerpräsident Erwin Sellering und Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider angekündigt. Wie viele insgesamt zum Protest gegen Fremdenfeindlichkeit kommen? Unklar. Beim ersten Mal waren es knapp 1000. Dem Aktionsbündnis gehören mehr als 800 Mitglieder an. Klar ist: Das Theater will ebenfalls das Licht ausmachen, ein Plakat aufhängen und mit Technik aushelfen.

Und Mvgida? Schätzungen sind genauso schwierig. 300-400 wie am 12. Januar? Vielleicht mehr, weil es zeitgleich keine zweite Pegida-Demo in MV geben wird. Vielleicht weniger, weil Pegida seit dem Rücktritt des Initiatoren Lutz Bachmann reichlich führungslos erscheint.

Die Polizei will in ähnlicher Zahl wie vor 14 Tagen für Sicherheit sorgen. Hundertschaft, Eingreiftruppe, Schweriner Beamte. „Etwa 200 werden es ingesamt sein“, sagte ein Sprecher.

Und die Strecke? Am Freitag gab es hierzu ein Treffen. Polizei, Stadt, Bündnis. Zwei Probleme sind bis Montagabend zu lösen. Erstens: Am Südufer des Pfaffenteichs laden die Grünen von 16 bis 20 Uhr gemeinsam mit Ataraxia und dem Bauspielplatz zu einer Mahnwache ein. Kurze Zeit später wollen hier die Mvgida-Leute demonstieren. Zweitens: Vermutlich soll der Zug wieder über den Marktplatz führen, direkt dorthin, wo im Rathaus die Stadtvertretung tagt. Beim letzten Mal glich das einem Fackelmarsch.

Immerhin: Fackeln sind am Montag nicht erlaubt.

Mvgida will im Übrigen beim zweiten „Spaziergang“ in Schwerin die Abschaffung des Verfassungsschutzes fordern - und liefert wie zur Begründung einen Post auf Facebook. Der Post geht in Ausschnitten so:

Vor zwei Tagen ereignete sich ein skandalöser Vorfall, der uns vor Wut sprachlos macht. Eine junge Frau, die seit einiger Zeit im Ausland arbeitet, erhielt einen Anruf von einer ihr unbekannten Nummer. Die Schilderung des Gesprächsverlaufes geben wir hier aus dem uns vorliegenden Gedächtnisprotokoll wieder:

„Hallo?“

„Schönen guten Tag. Sprechen wir mit XY?“

„Ja, richtig. Und Sie sind?“

„Herr Meyer vom Verfassungsschutz MV. Wir wollten Ihnen ein Angebot machen. Wir haben gesehen, dass sich Ihr Freundeskreis quer durch Deutschland zieht und sicher wissen Sie auch etwas von den abendlichen Demonstrationen in einigen Städten. Die Informationen sollen nicht unbezahlt bleiben. Wenn Sie zufällig wissen, welche Köpfe dahinter stecken…“

Das Gespräch wurde daraufhin von der Frau abgebrochen.

Was das ist? Mvgida-geprüfte Beweisführung.

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