
Schwerin macht zum letzten Mal blau
Wer stimmt dafür? Wer dagegen? Auf den ersten Blick erfasst das Auge keinen Unterschied. Frank Czerwonka, Büroleiter der Stadtvertretung, muss auszählen. Drei Hände machen den Unterschied. 22:19. Die eine Enthaltung fällt nicht ins Gewicht. Dieses Jahr macht Schwerin zum Altstadtfest also das letzte Mal blau. Zumindest was den Slogan betrifft.
Dabei galt es vorher als gesichert, dass der Antrag keine Mehrheit finden wird. Die Grünen störten sich daran, dass der Slogan „Schwerin macht blau“ falsch gedeutet werden und ein hochprozentiges Geschmäckle bekommen könnte. Ungewöhnlich viele Stadtvertreter wollten da ein Wörtchen mitreden. Insgesamt neun an der Zahl. Quer durch alle Fraktionen. Plus die Oberbürgermeisterin. Das ist Rederekord des Abends. Und gefühlt auch seit der ersten Sitzung nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr.
Knapp eine Stunde lang diskutierten sie, ob der Antrag kleinkariert, an den Haaren herbeizogen oder im Kern zutreffend sei und die Grünen nicht generell für Verbote stünden. Die Gegner des Antrags kramten (Bundes-) Grünenforderungen nach Limo- und Videospielverboten hervor. Die Befürworter rügten, dass der Antrag ins Lächerliche gezogen wird, konterten mit bundesweit 1,8 Millionen Alkoholabhängigen und den zahlreichen Präventionsprogrammen in der Stadt gegen Alkoholsucht, denen solch ein Motto zuwider laufe.
Eine knappe Stunde Diskussion, in der der ein oder andere seine Haltung offenbar noch einmal überdachte. Fraktionszwang gab es nicht. Jeder konnte stimmen wie er wollte. Und so gingen auch innerhalb der Fraktionen die Meinungen auseinander. Mit überraschendem Ergebnis.
Die Grünen hätten es gern gesehen, wenn das alte Motto schon in diesem Jahr nicht mehr gelten würde. Dafür ist es aber zu spät. Die Marketing-Maschinerie läuft bereits.
Die Debatte offenbarte aber auch: Ein Slogan allein macht kein gutes oder schlechtes Image aus. Die Linken und die Unabhängigen Bürger kritisierten, dass das Konzept des Festes in den 90ern stehengeblieben sei. Und auch die Stellungnahme der Verwaltung lässt durchblicken, dass es zumindest Redebedarf darüber gibt.