Schwerin will eine Sauna – und das Land soll zahlen
Eigentlich sollte jetzt feststehen, ob die neue Schwimmhalle am Dreesch eine Sauna bekommt oder nicht, der Hauptausschuss am Dienstagabend als letzte Instanz die Entscheidung fällen. Eigentlich. Denn die Zeit drängt. Das betonte Angelika Gramkow, eine ausgesprochene Sauna-Befürworterin, in den vergangenen Wochen immer wieder. „Jetzt oder nie“, umschreibt die Oberbürgermeisterin den Punkt, am dem sich die Bauarbeiten in der Bernhard-Schwentner-Straße befänden.
In den Fraktionen Die Linke, CDU, Unabhängige Bürger und SPD-Bündnis 90/Die Grünen stößt die Sauna-Idee ebenfalls auf offene Ohren. Dem Einbau zuzustimmen, nur weil beim Schwimmhallenbau Kosteneinsparungen abzusehen sind, das ist ihnen jedoch zu heiß. Schließlich könnte die Sauna zu einem Symbol für Schwerin werden: Auf der einen Seite liegen drastische Sparforderungen auf dem Tisch, die bei der Schließung von Speicher und Freilichtmuseum anfangen und bei weniger Feuerwehren, höheren Nahverkehrspreisen und reduzierten Hilfen zur Erziehung längst nicht aufhören. Auf der anderen Seite sollen zehntausende Euro für eine Sauna ausgegeben werden.
Der Hauptausschuss löste diesen Widerspruch nicht mit einer endgültigen Entscheidung. Er schickt Angelika Gramkow nun vielmehr zum Land, Fördermittel einwerben. Nur wenn ihr das gelingt, kann der Saunabau in Auftrag gegeben werden, beschlossen die Ausschussmitglieder und folgten damit mehrheitlich einem Vorschlag von Silvio Horn, dem Fraktionsvorsitzenden der Unabhängigen Bürger. Na da wird sich der Innenminister aber freuen! Zur Erinnerung: Die von ihm – und damit vom Land – in Auftrag gegebene Sparliste für die Stadt umfasst 26 Punkte (und kann hier nochmal nachgelesen werden).
Sie fragen sich, warum überhaupt über eine Sauna diskutiert wird, obwohl sich die Stadtvertreter vor drei Jahren aus Kostengründen dagegen entschieden hatten? Weil unerwartet Geld übrig ist, nach derzeitigem Stand etwa 70.000 Euro, und die Oberbürgermeisterin das zum Anlass nahm, die Sauna wieder ins Gespräch zu bringen. Ob diese Summe auch am Ende der Bauphase noch da ist, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Wohl aber, dass diese eventuell vorhandene Reserve nicht ausreichen würde, um die Einbaukosten zu decken. Wo der Platz für die Sauna nachträglich herkommen soll? Der wäre schon jetzt hinter den künftigen Umkleidekabinen vorhanden.
Die FDP hat kein Verständnis für die Sauna-Diskussion. Sie schlägt vor, die gesparten Kosten lieber für die Tilgung von Schulden einzusetzen und fordert das Innenministerium auf, einem Beschluss zum Bau einer Sauna zu widersprechen. „Wenn die Kommunalaufsicht bei den Gesprächen über eine Haushaltskonsolidierung noch ernst genommen werden möchte, kann sie den Bau einer Sauna nicht dulden“, so Michael Schmitz.
Auffällig: Auch Finanzdezernent Dieter Niesen stellt sich gegen den Bauwunsch seiner Chefin, hält ihre Prognosen zu Besucherzahlen und Einnahmen nicht für realistisch.