Die Stadtverwaltung hätte für ein solches Projekt vermutlich das große Programm angeworfen. Fachgruppe bilden, Vorgänge schaffen, Haushaltstitel besorgen. Michael Milz hat vor sieben Wochen einfach losgelegt. Allein, ohne Budget - und verkaufen will er das Ergebnis auch nicht. Es ist frei für alle.

Wozu der Aufwand? „Politik hat ein Vertrauensproblem“, sagt der 37-Jährige. „Das liegt unter anderem daran, dass vorhandene Informationen schlecht oder gar nicht zugänglich sind. Politik sollte einfach transparenter sein und nachvollziehbar.“

Matthias Hufmann hat mit ihm über das Bürger-Recherche-System (hier testen) gesprochen.*

Es gibt das Bürgerinformationssystem der Stadt (BIS). Warum bist Du damit nicht zufrieden?

Michael Milz: Ich finde gut, dass ich mit dem BIS die Möglichkeit habe, Vorgänge in der Stadtvertretung bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen zu können. Bei der Recherche stören mich aber zwei Dinge ganz besonders. Zum einen ist die angebotene Suchfunktion nicht ausreichend. Sie durchsucht leider nicht die Dateien. Genau die enthalten aber die gesuchten Informationen. Ich kann für die Suche auch nicht auf Google ausweichen. Dort ist nicht eine Datei aus dem BIS zu finden.

Und zum anderen...

Muss ich die PDF-Dateien mühsam herunterladen und kann sie nicht im Browser anschauen. Da verliert man leicht die Übersicht.

Jetzt kommt das Bürger-Recherche-System. Was sind die Vorteile?

Ich habe beim BRS versucht, diese Punkte zu verbessern. Es werden die Dateien durchsucht. Das sind neben den normalen PDFs auch Excel-, Word- und Powerpoint-Dateien. Bei PDFs mit eingescannten Inhalten kommt eine Texterkennung namens OCR zum Einsatz. Und ich kann mir den überwiegenden Teil der Dateien direkt im Browser anschauen.

Wie lange hast Du an der Seite gearbeitet?

Mit der Arbeit an dieser Version habe ich Mitte Dezember begonnen. Wie viele Arbeitsstunden in der Seite stecken, kann ich nicht sagen.

Wer kann die Recherchefunktion nutzen?

Die Suche ist frei zugänglich. Sie kann und soll von den Bürgern genutzt werden, um sich über Lokalpolitik zu informieren. Aber auch Stadtvertreter und die Verwaltung werden - hoffentlich - gesuchte Informationen schneller finden. Die Nutzung ist kostenlos.

Wie hat die Stadt reagiert?

Die Rückmeldungen von Testpersonen aus Stadtvertretung und Verwaltung waren positiv.

Und was wünscht Du Dir fürs BRS?

Erstmal wünsche ich mir natürlich, dass viele Schweriner mitmachen. Dann hoffe ich, genügend Zeit für die Weiterentwicklung der Seite zu haben. Neue Funktionen wie eine Suchbenachrichtigung, Kartendarstellung und Kommentare stehen ebenso auf der Wunschliste wie die Verbesserung der Suchoptionen.**

* Michael Milz ist unter hallo@brs-schwerin.de, per Telefon (0385/48591910) oder postalisch zu erreichen: Heinrich-Mann-Straße 15, c/o Medienbüro, 19053 Schwerin. In dem Büro haben auch dieschweriner ihre Redaktionsräume.

** Unter https://brs-schwerin.de/unterstuetzen kann man die Arbeit an den gewünschten Funktionen unterstützen.