Tu ich dir nichts, tust du mir nichts

In Schwerin zu scheitern, ist kein Problem. Man darf nur nicht einer der großen Parteien angehören, schon werden die eigenen Vorschläge und Ideen vom Tisch gewischt. Denn Linke, CDU und SPD haben die drei Führungsposten, OB und zwei Dezernenten, unter sich aufgeteilt und leiten die Stadt unter dem Motto: „Tu ich dir nichts, tust du mir nichts.“ Was dabei herauskommt, war gut zu beobachten bei der letzten Stadtvertretersitzung und ist schlecht für Schwerin.
23.09.2015
Ein Kommentar von Roland Regge-Schulz

Gerd Böttger (Linke) entblödet sich nicht, davon zu sprechen, dass es eine Stadtvertreterentscheidung gebe, die es zu respektieren gelte (Schwimmhalle), um kurz danach sein Fähnlein in den anderen Wind zu hängen und zu argumentieren, dass es manchmal nötig ist, getroffene Entscheidungen den Gegebenheiten anzupassen und zu revidieren (Stadionbrücke).
Da spricht Sebastian Ehlers (CDU) davon, dass nichts schlimmer wäre, als eine nächste Bauruine in der Stadt zu haben, und übersieht dabei geflissentlich, dass die Ruine vor ein paar Wochen noch eine funktionstüchtige Schwimmhalle war und immer noch ein intaktes Gebäude wäre, wenn die Stadt nicht Hand angelegt hätte.
Da findet der Baudezernent Bernd Nottebaum (CDU), dass es nicht schlimm ist, wenn 69.000 Euro Planungskosten für die Stadionbrücke aus dem Fenster geschmissen wurden. Dem stehen ja 3,5 Millionen Euro Förderung entgegen. Dass die Förderung auch Steuergelder sind, wird dabei geflissentlich übersehen. Ist doch aus einem anderen Milchtopf.
Aber, Herr Nottebaum, die Kuh ist immer dieselbe.
Nun könnte sich ja OB-Kandidat Rico Badenschier (SPD) wenigstens ein bisschen profilieren und sich mal so richtig über alles aufregen. Aber der ist nur froh, dass das Thema von der Agenda ist.

Friede, Freude, Eierkuchen in der ganz großen Stillhalte-Koalition. Was nicht aus den eigenen Reihen kommt, wird einfach vom Tisch gewischt. Das macht das Regieren einfach.
Gut für Schwerin ist das nicht.
Mit der Schwimmhalle wurde, schnell und ohne Not, vielleicht ein Denkmal ruiniert. Mit dem Verzicht auf die Stadionbrücke wurde die Infrastruktur verschlechtert. Ganz zu schweigen davon, dass die Unterbrechung eines Verkehrsflusses aus umweltpolitischer Sicht ein Fiasko ist.

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