
Ausnahmezustand auf dem Tannenhof
Ausnahmezustand auf dem Tannenhof. Für alle die jetzt nicht so genau wissen, wo denn dieser Tannenhof liegt: Das ist kleines Wohngebiet am Ende des Schlossgartens in das selbst viele Schweriner, die in Schwerin geboren wurden und in Schwerin Jahrzehnte leben, noch nie einen Fuß gesetzt haben.
Ausnahmezustand auf dem Tannenhof. Autos parken dort, viele Autos, die gar nicht dort hingehören, die nicht dem Nachbarn gehören und auch nicht dem Besuch des Nachbarn. Autos, die einfach dort geparkt werden, weil unten auf dem Faulen See Schweriner Schüler mit Drachenbooten um die Wette fahren und dort unten die Straßen gesperrt sind. Und jetzt parken die Eltern dieser Kinder einfach auf dem Tannenhof. Manche sogar auf dem Sandstreifen an der Straße, der dort Gehweg genannt wird.
Die Tannenhöfer fühlen sich gestört in ihrer betulichen Ruhe. Sie haben ja Recht. Und die ältere Frau, die den Falschparker beschimpft, hat auch Recht. Der kann ja schließlich woanders parken, dieser Lümmel. Der ist ja nur zu faul, ein Stück weiter zu gehen. Das ist eine Sauerei, da sollte man das Sondereinsatzkommando der Polizei anfordern, mindestens. Oder die Nato.
NEIN, das sollte man nicht, liebe Tannenhöfer!
Unten auf dem Faulen See treiben an diesem Tag über 2000 Schüler Sport, fahren mit Drachenbooten um die Wette. In jedem Boot trommelt einer und zwanzig paddeln. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl, da wird überschüssige Kraft kanalisiert, da wird Disziplin geübt. Denn alleine geht nichts im Drachenboot. Dieser Sport verdient das Prädikat: Pädagogisch wertvoll. Am und auf dem Faulen See sind über 2000 Kinder und Jugendliche dabei keinen Unsinn zu treiben, sondern tatsächlich auch etwas zu lernen fürs Leben.
Das war jetzt vielleicht ein bisschen dick, wie die Nato vorhin auch, aber Übertreibung macht ja bekanntlich anschaulich.
Die Eltern der Kinder aus den Randgebieten der Stadt und aus dem Umland, die sprechen sich ab an diesem Tag, die bilden Fahrgemeinschaften, die nehmen sich ein paar Stunden frei, schieben Arbeitszeiten, wenn es irgendwie geht. Alles für die Kinder. Und diese Eltern stellen schon mal ihr Auto auf den nächstbesten Sandstreifen an der Straße, weil Zeit für sie so kostbar ist, dass jede Minute zählt.
Ausnahmezustand auf dem Tannenhof.
Na und! Ist doch nur für einen Tag, liebe Tannenhöfer. Da kann man doch mal ganz tolerant um das falsch geparkte Auto herumgehen und einfach mal nicht meckern. Nur so, für die Kinder da unten auf dem See.