Der vergessene Ehrenring

  • Hans-Dieter Hentschel
Er liegt im Tresor der Oberbürgermeisterin. 585er Gold. Wappen der Stadt. Plus Gravur: „Ehrenring der Stadt Schwerin“. Bertha Klingberg hat ihn mal getragen. Heute ist er vergessen.
04.01.2015
Matthias Hufmann

Einmal und nie wieder wurde der Ehrenring verliehen. An eine bekannte alte Dame, die mit 91 Jahren noch Unterschriften gesammelt hatte, damit ihr geliebtes Schwerin Landeshauptstadt werden konnte. Es klappte, auch Dank der Hilfe von Bertha Klingberg, der Blumenfrau. 1990 war das. Zwei Jahre später sollte sie für den Einsatz - immerhin 17.000 Namen kamen zusammen - einen Ehrenring erhalten. Also waltete die Bürokratie ihres Amtes, es folgten Satzung, Stiftung und eine große Mehrheit für den eingebrachten Antrag. Am 12. März 1993 wurde der Ring überreicht. Einige Hundert Mark dürfte das Goldstück damals gekostet haben. Zuviel für die klamme Stadt, wie sich noch herausstellen sollte.

2002 wurde die Blumenfrau von der Stadtvertretung zur Ehrenbürgerin Schwerins ernannt. Urkunde und Feier mussten dafür reichen. 2005 starb Bertha Klingberg im Alter von 107 Jahren. Und der Ring? Der kehrte irgendwann zurück zur Stadt. An das genaue Datum kann sich niemand erinnern. 2013 schließlich wurde die Satzung über die Stiftung und Verleihung des Ehrenringes wieder aufgehoben. Begründung: „Die Kosten stehen der gegenwärtigen und auf absehbare Zeit bestehenden Haushaltslage der Landeshauptstadt Schwerin entgegen.“ Es wird demnach keinen zweiten Träger geben. Der Leiter des Büros der Stadtvertretung, Frank Czerwonka, spricht von einer „Lex Klingberg“.

Der Ring ist ein Stück Schweriner Geschichte. Seit Jahren schon liegt er im Tresor. Soll er da bleiben? Wird er ausgestellt? Kommt er ins Museum? Darüber müsse noch entschieden werden, heißt es aus der Stadtverwaltung.