
Die Behördenkummernummer
„Was kann ich für Sie tun?“ Am Telefon ist ein Engel. Genauer Frau Engel. Frau Engel nimmt unseren Testanruf entgegen. Ja, das Nummernschild kann am Auto bleiben, der fremde Buchstabe ist inzwischen auch hier zu Hause. Alles beim Alten zu lassen, spart Geld fürs Kennzeichenprägen. Aber keine Wege, sagt Frau Engel. Zur Kfz-Zulassungsstelle müssten wir trotzdem, wenn das Auto auch nach Schwerin ziehen soll. Sitzt die im Bürgerbüro? „Nein. Otto-Hahn-Straße 3, hinten, bei der Dekra.“ Fahrzeugschein, Fahrzeugbrief, Versicherungsnummer, Personalausweis und die Bankdaten nicht vergessen, sagt sie noch. Und rund 30 Euro für die Gebühr. Bankdaten? Die brauche der Zoll für die Kfz-Steuer. Achso!
Frau Engel weiß das alles, weil sie einen schlauen Computer hat. Der steht in Ludwigslust, im Service-Center Westmecklenburg. Zusammen mit vier Kollegen wartet sie dort darauf, dass jemand die 115 anwählt. Jene Nummer, die peu à peu bundesweit die Nummer für Behördenauskünfte werden soll. Fast 400 Kommunen machen derzeit mit. Plus Landes- und Bundesbehörden. Bei Frau Engel und ihren Kollegen klingelt es, wenn jemand aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim anruft. Pro Monat machen das gut 600 Leute, sagt Fachdienstleiter Günter Kremer.
Sein Kreis war vor genau einem Jahr der erste in MV, bei dem es Anschluss unter dieser Nummer gab. Seit Dienstag kann man Frau Engel auch zu Schweriner Behörden Löcher in den Bauch fragen. Zuständigkeiten, Adressen, Öffnungszeiten, notwendige Unterlagen, bald auch freie Kita-Plätze – aus einer großen Datenbank ploppen die Infos auf ihren Bildschirm. Günter Kremer sagt, zwei Drittel aller Anrufe ließen sich direkt beantworten. Auskünfte zu personenbezogenen Daten darf Frau Engel nicht geben. Solche Anfragen leitet sie dem zuständigen Mitarbeiter weiter. „Wir verstehen uns nicht als Call- sondern als Service-Center“, sagt Günter Kremer. Alle, die am Telefon sitzen, kämen aus der Verwaltung.
Vor einem Jahr hat sich Schwerin noch nicht getraut, mitzumachen. Zu groß war die Skepsis der Verwaltung, vor allem vor dem Arbeitsaufwand. Die Oberbürgermeisterin wollte erst zum Erfolg bei den Nachbarn schielen – und bekam große Augen. Jetzt steht die Kooperation. Der Aufwand bleibt in Ludwigslust. Knapp 750 Euro kostet die Nutzung der Infodienste im Monat. Kreis und Stadt wollen halbe-halbe machen. Irgendwann muss sich Schwerin aber auch an den Personalkosten beteiligen, darüber herrscht Einigkeit. Die Telefone sind montags bis freitags besetzt, von 8 bis 18 Uhr.
Was die 115 bringen soll? Weniger Anrufe im Stadthaus und mehr Zeit zum Bearbeiten von Anträgen, zum Beispiel. Und mehr Service für die Bürger, sagen die Verwaltungen.
„Denken Sie dran, dass die Zulassungsstelle Mittagspause hat!“, sagt Frau Engel noch. Montags, dienstags und donnerstags von 12 bis 13 Uhr! Machen wir, danke!
Service
In Schwerin und im Landkreis Ludwigslust-Parchim kann man die 115 ohne Vorwahl über Festnetz und Handy anwählen. Außerhalb von Stadt und Kreis erreicht man das Service-Center Westmecklenburg unter 0385-115. Die Nummer ist in der Regel zum Festnetztarif erreichbar und in vielen Flatrates enthalten.