Hier kommt Claus

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    Claus Oellerking
Die Stadt kannte er schon, als er vor einem Jahr herzog. Jetzt kennt ihn auch die Stadt. Claus Oellerking hilft Flüchtlingen in Schwerin. Freiwillig. Und ganz und gar nicht still.
05.01.2016
Matthias Hufmann

Wenn etwas nicht läuft oder wenn etwas fehlt, meldet er sich. Bei Bildungsminister Mathias Brodkorb, beim Innenministerium, bei der Stadt sowieso. Mal geht es ums Sortieren der Kleiderspenden, mal um die Erstausstattung für Flüchtlinge, mal um die Koordinierung der ehrenamtlichen Hilfe.

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Claus Oellerking meldet sich aber auch, wenn ihm etwas nicht passt. Lorenz Caffier wird das bestätigen können. Ende Oktober war der Innenminister in Stern Buchholz. Er hatte die Presse eingeladen, um zu zeigen, wie schnell Flüchtlinge inzwischen registriert werden. Fingerabdruck, Interview, ärztliche Untersuchung: fertig.

Bei dieser Gelegenheit führte Caffier den Tross gleich durch die Erstaufnahmeeinrichtung. Fragte bei den Maltesern nach, dankte freiwilligen Helfern und setzte auf PR-Fotos mit Flüchtlingskindern. Er ging dafür in den Kindergarten – und wurde erst einmal angepflaumt: „Schuhe aus!“ „Das Schild an der Tür war nicht zu übersehen“, sagt Oellerking. Gezuckt hätten einige, als er darauf lautstark hinwies. Nur: Ausziehen wollte der Minister seine Schuhe dann doch nicht.

Oellerking kann sich mit seinen Forderungen vielleicht nicht immer durchsetzen, was er aber kann: Auf seine Forderungen aufmerksam machen. Und sich dafür einsetzen.

Im August hat der 57-Jährige mit seiner Frau Almut das erste Treffen der Flüchtlingshilfe im Eiskristall besucht. Was können wir tun? So lautete die Ausgangsfrage. Heraus kamen: Welcomecafés, Deutschkurse, Kindergruppen, Patenschaften, Kleiderkammern. Allein in Stern Buchholz halfen seither mehr als 220 Menschen. Es gibt eine Seite auf Facebook, eine Homepage. Helfer können sich online eintragen.

„Mein Job findet zurzeit nicht statt“, sagt Oellerking. Er ist selbstständiger Bildungsberater und Coach, früher leitete er Schulen in Niedersachsen, Bremen, Brasilien und Indonesien. Vor einem Jahr ist er mit seiner Frau nach Schwerin gezogen. „Uns hat es hier schon immer gefallen.“ Das Boot auf dem See, die vielen Freunde, von denen sie einige bereits seit den 90ern kennen.

Oellerking ist eigentlich immer im Einsatz. Er koordiniert die Hilfe am Telefon, schreibt auf Facebook und sorgt für den nötigen Betrieb. Der Ministerpräsident hat sich vor Ort über die Initiative informiert, die Sozialministerin ebenfalls. Und bei Landtagsdirektor Armin Tebben saß Oellerking zum Kaffee im Schloss. Die beiden hatten sich zufällig getroffen, als sie noch vor der Eröffnung zur Kleiderkammer wollten und in Stern Buchholz nicht aufs Gelände kamen. „Wir haben uns jedoch nicht abwimmeln lassen.“

Es gab viel zu tun an diesem Wochenende, erinnert sich Oellerking. Regale bauen, Kleidung sortieren. „Am Montag haben wir aber aufgemacht.“