Ideen statt Abrissbirne

  • Roland Regge-Schulz
    Wo von außen sichtbar, Betonpfeiler die Fensterfassade in Segmente teilen, werden im Inneren Trennwände eingezogen.
  • Roland Regge-Schulz
    Das kleine Becken vorn wird bleiben.
Wir wollen doch nicht immer nur meckern. Wir nutzen den Sommer, den Urlaub, die Ferien und lehnen uns zurück und denken uns unsere Stadt ein bisschen schöner. Was wäre, wenn die Väter und Mütter der Stadt offen für neue Ideen wären. Heute denken wir uns das Denkmal schön. Wohnen und schwimmen in der Lankower Halle.
05.08.2015
Roland Regge-Schulz

Es war knapp, damals im Sommer 2015, als die Abrissbaggerfahrer schon in ihre Kabinen stiegen und die Stadt im letzten Moment sich eines besseren besann und einen Ideenwettbewerb ausschrieb. Den gewann ausgerechnet ein kleines Lankower Architektenbüro. Heute wird die neue Schwimmhalle in Lankow eingeweiht. Nur eine reine Schwimmhalle, dass ist sie nicht mehr.

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Es ist der 5. August 2017. Die Scheren liegen bereit. Jeder möchte heute schnippeln und sich auf die Schulter klopfen lassen.
Nein, viel schöner ist sie nicht geworden, die Schwimmhalle in Lankow. Von außen ist sie immer noch der Klotz mit dem besonderen Betondach aus dem Lankower Werk. Und das war auch die Absicht. Erinnerungen erhalten, statt Geschichte einfach wegzureißen. Aus Altem Neues entstehen lassen.
Der Wert steckt hinter der Vollglasfassade, unter dem spannenden Dach. Wohnraum ist entstanden. Besonderer Wohnraum. Einzigartiger. Insgesamt zwölf Lofts warten auf Bewohner. Wo von außen sichtbar, Betonpfeiler die Fensterfassade in Segmente teilen, sind im Inneren Trennwände eingezogen worden. Die so entstandenen hohen Räume haben eine Zwischendecke spendiert bekommen, die aber nur zwei Drittel der Fläche einnimmt und so genug Licht auch in den unteren Bereich lässt. Eine Freitreppe führt hinauf.
Große Lofts sinds auf der West-, kleine auf der Ostseite. Die großen haben einen kleinen Gemeinschaftspark auf der Wiese vor ihrer Fensterfront, die kleinen schmücken sich mit Dachterrassen auf dem Vorbau.
Das Besondere sind überhaupt die gemeinschaftlich genutzten Räume. So blieb im ersten Segment der neuen Schwimmhalle ein Stück der alten erhalten. Aus dem Nichtschwimmerbecken wurde ein kleines Schwimmbecken mit verstellbarem Boden. Daneben eine kleine feine Saunalandschaft und auf der Zwischendecke kann etwas für die Fitness gemacht werden.
Die Betriebskosten werden durch Vermietung der Räume locker gedeckt. Hier soll es Wassergymnastik geben, hier kann man Schwimmen lernen und zu geregelten Öffnungszeiten können Besucher gegen Eintritt alles nutzen.
Die Stadt hat das alles gar nichts gekostet. Im Gegenteil, sie nimmt sogar noch Geld ein. Da sie das Denkmal nicht einfach verkaufen wollte, hat sie das Grundstück unter Auflagen langfristig verpachtet. Und so klimpern Jahr für Jahr ein paar Euro ins Stadtsäckel.
Und die Schweriner sind stolz auf ihre neue Schwimmhalle und auf die Väter und Mütter der Stadt.