
Vor einem Jahr: Kein Strom und ein Toter bei Helios
Der Fall macht Schlagzeilen. Ein Bagger kappt aus Versehen ein Kabel. Der Strom ist weg. Im Wohnviertel. Und in der Klinik. Auch auf der Intensivstation. Dort hätte er aber fließen müssen. Über Notstromaggregate. Sie sollen sicherstellen, dass das Kliniknetz in solch einem Fall binnen weniger Sekunden wieder Strom hat – und lebenswichtige Geräte in Betrieb bleiben. Doch genau das klappte nicht. Und dann war da noch der Mann auf der Intensivstation, der kurz darauf starb.
Bundesweit wird berichtet. Zwei, drei Tage lang. Dann kehrt mediale Ruhe ein. Nach den ersten Fakten gab es nichts Neues mehr. War der Stromausfall tatsächlich Schuld am Tod des schwer verletzten Patienten? Warum kam auf der Intensivstation kein Notstrom an? Untersuchungen folgten. Und dauerten.
Mitte Januar, neue Infos: Der Patient sei nicht an den Folgen des Stromausfalls gestorben, sondern an seinen schweren Verletzungen von seinem Unfall, so die Staatsanwaltschaft Schwerin. Sie stellt die Ermittlungen ein.
Einen Monat später gehen dieschweriner online. Einer unserer ersten Berichte führt uns zur Klinik, denn viele Frage sind noch offen: Warum kam der Strom auf der Intensivstation nicht an? Kann so etwas wieder passieren? Welche Konsequenzen wurden gezogen? Die Fragen bleiben offen. „Die letztendliche Ursache ist noch nicht final geklärt", sagte Kliniksprecher Christian Becker damals.
Im Juni versuchen wir es erneut. Jetzt reist sogar der Leiter für den Bereich der Betriebstechnik aus Berlin an. Karl Heinrich de Roi rekapituliert den 29. Oktober 2013 minutiös, um die Zusammenhänge zu erklären – und landet am Ende bei einer defekten Steuerbatterie. Sie habe verhindert, dass der Strom von den Aggregaten, die wie vorgeschrieben angesprungen waren, ins Kliniknetz weitergeleitet wurde. Das sei jedoch erst Monate später, nach diversen Untersuchungen, klar geworden.
Lassen sich solche Stromausfälle künftig vermeiden? Eine Wiederholung sei unwahrscheinlich, sagte der Technikchef damals. Im Notfall soll Strom künftig zusätzlich von externen Aggregaten ins Kliniknetz eingespeist werden. Außerdem würden Starter- und Steuerbatterien künftig voneinander getrennt. Gleichwohl seien beide aber über zwei Dioden miteinander gekoppelt. Dadurch würde im Notfall die stärkere Batterie automatisch die Funktion der schwächeren übernehmen. Nicht zuletzt würden die Notstromaggregate wie bisher monatlich - „und damit weit über die geforderten Vorgaben hinaus“ - getestet.
Nach acht Monaten stand die Ursache also fest. Ebenso die Gegenmaßnahme. Darüber hat dann aber niemand mehr berichtet. Außer das Onlinemagazin dieschweriner.
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