Aber von vorn: Mein westdeutscher Arbeitgeber gönnt mir das Privileg eines zur privaten Nutzung verfügbaren Dienstautos. Damit fahre ich regelmäßig nach Schwerin, meinem Erstwohnsitz, quasi meine eheliche Homebase. Mal komme ich für ein langes Wochenende her, mal für eine Woche. Flexible Arbeitszeit, Homeoffice, Urlaub, alles geregelt. Ja, hin und wieder fahre ich auch mit der Bahn, aber zuletzt häufiger mit dem Auto. Das hat sich so entwickelt.

Tagesticket oder Knöllchen?

In den Anfangszeiten war es mit dem Parken einfach. Ich kam am Freitag spät, samstags war das Parken in der Feldstadt kostenlos und montags bin ich zeitig gefahren oder kaufte mir für 5 € ein Tagesticket. Dessen Erwerb allerdings erforderte immer eine akribische Vorbereitung: am Tag zuvor achtete ich darauf, genug Münzen für den Parkscheinautomaten zu bekommen. Kartenzahlung, Banknoten oder Wechselgeld sind Fremdwörter für die Automaten. Übrigens auch Vorverkauf. Sonntags abends ein Tagesticket für Montag kaufen? Nö. Erst ab 6 Uhr früh kann man das begehrte Stück Papier bekommen. Ab 8 Uhr muss es hinter der Scheibe prangen, sonst klemmt ein netter Brief von der Landeshauptstadt unter dem Wischblatt. Ich kaufte mir zwischen 9 und 10 Uhr das Ticket und hatte in der Feldstadt damit immer Glück, in der Mecklenburgstraße allerdings weniger, dort wird früher kontrolliert. Hatte ich mal einen Tag kein Ticket war die Chance auf ein Knöllchen erfahrungsgemäß etwa 60/40. 10 € für ein Knöllchen multipliziert mit 0,6 = 6 €, Tagesticket = 5 €, also was soll der Stress? Stimmt eigentlich, aber mit Dienstfahrzeug bekommt der Chef das Knöllchen, das ist eher peinlich und ich möchte ja eigentlich auch ganz legal parken. Und kann man nicht auch mal zwei Knöllchen an einem Tag bekommen?

Ich bin ehrlich und anständig. Und im Grunde meines Herzens finde ich eine Parkraumbewirtschaftung sinnvoll und gut. Ja, liebe Autofahrer und -parker, wenn wir unser Fahrzeug auf öffentlichem Grund abstellen, dort wo Menschen gehen und radeln und Kinderwagen schieben wollen, da möchte ich auch für den Platz zahlen, den ich beanspruche. Oder ich miete eine Garage, einen Stellplatz, das geht dann auf die Miete, auch okay.

Und doch ärgert es mich, wenn mir das Anständigsein von behördlicher Seite schwer gemacht wird.  Ich zahle ja meine 5 €, ich gehe nur nicht gern vor 8 Uhr aus dem Haus, wenn ich mal ausschlafen kann. Und es ist lästig, jeden Tag an meine Münzsammlung zu denken. Als ich zuletzt einmal eine Woche hier war, war das eine wahre Marathonaufgabe.

Endlich: auf zum Bürgeramt

Okay, mal ne Rolle 1 € und 2 € Münzen organisieren, oder endlich, endlich den Anwohnerparkausweis beantragen. Das wollte ich heute endlich tun. Am Freitag, den 8. April 2016. Langes Wochenende in Schwerin, Freitag bis Sonntag. Mitzubringen sind Personalausweis, Fahrzeugschein und eine Bestätigung vom Arbeitgeber, dass ich das Fahrzeug privat nutzen darf. Ich habe alles zusammen. Zur Sicherheit habe ich heute früh noch 2 € in den Parkautomaten geworfen und nun ab zum Bürgeramt. Die werden ja freitags wohl mindestens bis 12 Uhr geöffnet haben, oder? Ich schaue besser noch mal nach.

Mo. 08:00 – 16:00 Uhr, Di. 08:00 – 18:00 Uhr, Do. 08:00 – 18:00 Uhr, Sa. 09:00 – 12:00 Uhr, Jeden 1. und 3. Samstag im Monat. (www.schwerin.de)

Sogar samstags, aber Moment, freitags nicht?? Waaas??
Morgen ist der 9.4.? Der zweite Samstag im Monat. Aua.

Ich muss wohl noch ein bisschen trainieren und mich besser informieren, wenn ich in Schwerin Behördenprofi werden will. Ah und ich brauche ja für heute noch ein Tagesticket.

'Äh, hast Du etwas Kleingeld?? Ich habe meine 2 € gerade schon eingeworfen.'

Und für morgen brauche ich auch welches, also muss ich gleich noch was einkaufen. Denn seit neuestem ist das Parken in der Feldstadt auch samstags kostenpflichtig. Ist ja eigentlich okay bzw. gut und sinnvoll, aber irgendwie ziemlicher Mist.

Ein Bewohnerparkausweis kostet für ein Jahr ab Ausstellung 30,70 €. Alle Informationen und auch die Öffnungszeiten des Bürgerbüros sind auf der Internetseite der Landeshauptstadt zu finden. Hier!