Zeigt her eure Hunde!

  • Sylvia Kuska
    Ilja Heidemann (l.) und Thomas Schumacher sind Hundesteuersündern auf der Spur.
Der Finger drückt den Klingelknopf. Hinter der Tür mischt sich Winseln in den Gong. Hegelstraße, 3. Stock. Hier ist kein Hund gemeldet, hier dürfte gar kein Hund sein. Die Tür bleibt geschlossen. Ilja Heidemann vom Schweriner Ordnungsamt notiert sich das. Die Steuerbehörde wird sich um diesen Fall kümmern. Ein Ortstermin.
13.05.2015
Sylvia Kuska

Heidemann und sein Kollege Thomas Schumacher zählen Hunde. Das ist schlecht für die Hundebesitzer, die ihre Hunde nicht angemeldet haben. Das ist gut für Autofahrer, bleibt den Ordnungsamtsmitarbeitern doch weniger Zeit für Verkehrskontrollen. Und das ist sehr gut für die Stadtkasse. Gut 67.000 Euro hat die Hundezählung seit ihrer Ankündigung vor ein paar Wochen schon eingebracht. Weil die klamme Kasse es so nötig hat, ist Schwerin auf den Hund gekommen.

Anzeige

Heidemann und Schumacher klingeln sich an diesem Tag durchs Mueßer Holz. Drei nicht angemeldete Hunde aus der Georg-Simon-Ohm-Straße stehen schon im Block. Jetzt geht es in der Hegelstraße weiter. Treppauf, treppab, bis in den fünften Stock. 84 angemeldete Hunde sollen in der Straße wohnen. So steht es auf der Liste unter Heidemanns Arm.

Es ist nachmittags, kurz nach 15 Uhr. Viele Türen bleiben geschlossen. Manchmal auch, obwohl jemand da ist. Wer öffnet, wird nach einem Hund gefragt. Und nach Hunden im Haus. Alle sind freundlich, manche verpfeifen den Nachbarn. Macht niemand auf, gehen Heidemann und Schumacher weiter. Bellt es hinter der Tür, schreiben sie das auf. Dann gibt Post vom Amt Gelegenheit, das zu erklären.

Seit drei Wochen zählt die Stadt. Rund 3000 Hunde waren es vor Beginn. „Erfahrungsgemäß liegt die Zahl nicht gemeldeter Hunde in vergleichbaren Städten zwischen 15 und 20 Prozent“, sagt Gabriele Kaufmann. Sie leitet das Ordnungsamt, setzt mit der Zählung um, was die Stadtvertreter im März beschlossen haben. 15 bis 20 Prozent – das ist eine Menge Geld. Mindestens 108 Euro Steuer kostet ein Hund pro Jahr. Jetzt sind es schon 538 Hunde mehr. Auch, weil viele der Besitzer sich schnell noch selbst gemeldet haben. 

Schwerin hat 596 Straßen. Bis vor kurzem wäre das kaum machbar gewesen. Doch das Ordnungsamt hat aufgerüstet. Die Leiterin hat Jahre darauf gewartet. Jetzt sind es sieben Leute mehr für draußen. Das reicht wieder für alle Stadtteile. Ilja Heidemann ist einer der Neuen. Keine Angst vor Hunden zu haben, war Einstellungskriterium.

Im Mueßer Holz haben die Wohnungstüren, an denen er und Thomas Schumacher nun klingeln, die Farbe gewechselt. Rot statt helles Holz. Und die Klingeln surren nur noch kurz. Aufgeregtes Bellen im Erdgeschoss. Im Notfall hätten Heidemann und Schumacher weder Wadenschoner noch Leckerlis. Es ist ein Mops. Er will nur spielen. Sein Besitzer reicht die Steuermarke zum Abgleich mit der Liste. „Schönen Tag noch.“

Pro Eingang klappern Heidemann und Schumacher fünf Stockwerke ab. Macht zehn Türen. Die Kollegen in Warnitz müssen dafür weit laufen. Sechs Tage pro Woche sind die Ordnungshüter unterwegs. In zwei Schichten von halb acht morgens bis acht abends Uhr. Trotzdem wird es wohl gut ein Jahr dauern, bis alle Klinken geputzt sein werden. Auch, weil links und rechts vom Weg noch andere Aufgaben warten.

Noch 30 Aufgänge, dann ist Feierabend für heute. Ilja Heidemann drückt auf
den nächsten Klingelknopf.