Bis vor 121 Jahren tickten die Uhren überall anders

  • Sylvia Kuska
Schwupps, da ist sie weg. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag verschwindet eine ganze Stunde. Aus um Zwei wird gleich um Drei. Damit beginnt die Sommerzeit, ist es abends wieder länger hell. Ganz gleich, ob ihr in Schwerin, Rostock, Berlin, Hamburg oder München wohnt: Überall gehen die Uhren gleich. Bis vor 121 Jahren war das anders. Da hatte fast jeder Ort in Deutschland seine eigene Zeit.
29.03.2014
Sylvia Kuska

Orientiert haben sich die Menschen dabei an der Sonne. Stand sie am höchsten, war Mittag. Wenn es soweit war, läuteten die Kirchturmglocken. Nun dreht sich die Erde aber um ihre eigene Achse, sodass die Sonne nicht überall zur selben Zeit gleich hoch steht. Zwischen München und Berlin liegen sieben Minuten Unterschied. Zwischen dichter beieinander liegenden Orten weniger.

Den Leuten machte das früher nichts aus. Sie lebten und arbeiteten im selben Ort. In Urlaub fuhren sie auch kaum. Und wenn doch, dann mit eine Postkutsche, die mehrere Tage oder Wochen unterwegs war. Da kam es auf ein, zwei oder sieben Minuten Zeitunterschied nicht an.

Doch dann kam der 27. September 1825. Der Tag, an dem die erste Eisenbahnstrecke der Welt eingeweiht wurde. Sie war 40 Kilometer lang und verband die beiden englischen Städte Stockton und Darlington miteinander. Eine tolle Erfindung! Nach und nach entstanden auch in anderen Ländern Eisenbahnlinien. In Deutschland war es am 7. Dezember 1835 so weit. Am Anfang waren die Strecken noch sehr kurz, nur sechs oder zwölf Kilometer lang. Im Laufe der Zeit wurden die Schienen aber immer länger und verbanden immer weiter entfernte Städte miteinander. Die unterschiedlichen Uhrzeiten wurden mehr und mehr ein Problem. Nach welcher Zeit sollte sich der Fahrplan richten?

Vor 121 Jahren, am 1. April 1893, führte Kaiser Wilhelm im Deutschen Reich ein Gesetz ein. Das schrieb vor, dass es in ganz Deutschland nur noch eine Zeit geben sollte.

Zweimal im Jahr wird allerdings an der Uhr gedreht. Am letzten Wochenende im März wird sie nachts eine Stunde vorgestellt. Das soll, weil es abends länger hell ist, Energie bzw. Strom sparen. Ob das wirklich so ist, ist umstritten. Am letzten Oktoberwochenende geht’s wieder von drei auf zwei Uhr zurück.