Von Indien an die Wand

  • Sylvia Kuska
Im Museum hängen Bilder. Klar! Aber wie kommen sie dahin? Große Kisten braucht man. Einen Plan. Geschickte Hände. Und vieeele Muckis!
05.03.2015
Sylvia Kuska

Sylvia Kuska
Ufffff. Geschafft! Alle Kisten sind drin. Ein Laster hat sie gerade gebracht. Einige sind so groß wie eine Waschmaschine. In anderen könntet ihr euch mit drei, vier Freunden bequem verstecken. Vier Mann, vier Ecken, die Kisten sind ganz schön schwer. Bei manchen half nur ein Hubwagen. 

 

Seid ihr aufgeregt, wenn der Postbote euch ein Paket bringt? So ungefähr fühlt sich auch Adina Christine Rösch. Sie arbeitet im Museum am Alten Garten, dem mit der großen Treppe. Sie bereitet dort eine Ausstellung vor mit Kunst aus Indien. Und diese Kunst ist in den Kisten. Bilder, Stoffe, Fotos, Kunst zum Hinstellen. Sogar ein Skelett ist dabei. Was wohl in welcher Kiste ist? Adina Christine Rösch ist die Chefin der Ausstellung und kann es kaum erwarten, zu luschern.

Sylvia Kuska
Lange Schrauben halten die Deckel fest zu. Einfach in Papier einwickeln, zukleben und ab zur Post, das geht natürlich nicht. Dafür sind die Kunstwerke viel zu groß, zu schwer und zu wertvoll. Die Kisten haben eine lange Reise hinter sich. Manche sind in Indien an Bord eines Schiffes gegangen. Später wurden sie auf einen Laster geladen. Der brachte sie nach Schwerin. Andere wurden in Österreich, London oder anderen europäischen Städten losgeschickt.

Sylvia Kuska
Noch sind die Wände im Museum kahl. Im Kopf weiß Adina Christine Rösch aber genau, wo welches Kunstwerk hängen oder stehen soll. Sie hat die Räume des Museums vorher auf Papier gezeichnet. Die Kunstwerke auch. Die hat hat sie dann ausgeschnitten und auf dem aufgemalten Raum hin und her geschoben. Manchmal, so sagt sie, verändert sie die Reihenfolge aber noch einmal, wenn die Kunstwerke „in echt“ dastehen.

Jetzt müssen aber erst einmal die Wände trocknen. Sie werden vor jeder Ausstellung neu gestrichen. In einer Farbe, die gut zu den Kunstwerken passt. Die Wände waren schon blau, braun und rot. Diesmal ist alles weiß. 

Sylvia Kuska
Die Farbe ist trocken. Los geht’s: Fleißige Hände tragen die Kunstwerke an ihren Platz. Dieses Bild wiegt ungefähr 40 Kilo. 

Sylvia Kuska
Nun ist die Arbeit von Ulrike Schneider gefragt. Mit einer kleinen Lampe schaut sie sich das Bild ganz genau an. Ist der Rahmen heil? Hat das Glas Kratzer? Alles, was ihr auffällt, schreibt sie auf. Damit später keiner sagen kann, dass das bei der Ausstellung kaputt gegangen ist.

Hau ruck! Die Löcher sind gebohrt, die Schrauben in der Wand. Gleich hängen die Fotos. Einige sind so schwer, dass drei Männer vom Museum mit anpacken müssen. Woher man im fernen Indien weiß, dass es in Schwerin eine Ausstellung mit indischer Kunst geben soll? Adina Christine Rösch hat Künstler in Indien gefragt, ob sie mitmachen möchten. Die Idee für die Ausstellung hatte ihr Kollege Gerhard Graulich. Im Schweriner Museum konnte man sich noch nie Kunstwerke aus Indien ansehen. Indische Kunst und ihre Künstler sind in Deutschland kaum bekannt. Adina Christine Rösch und Gerhard Graulich haben viele Informationen gesammelt. In Büchern, im Internet, in anderen Museen. Haben nach Künstlern und Kunstwerken geschaut. Nach Indien reisten sie auch. Dann war klar, welche Kunstwerke sie zeigen wollen.

Sylvia Kuska
Manchmal kommen die Künstler selbst vorbei, um ihre Werke aufzuhängen. So wie Alf Löhr. Sein Name klingt nicht indisch? Das stimmt. Er wurde in Deutschland geboren, lebt heute in London. Er war aber schon oft in Indien, hat dort Kunst gemacht. Die bunten Farben, die ihr auf dem Foto seht, hat er auf Stoffstreifen gemalt, die dreimal so groß sind wie ihr. Neben Alf Löhr machen noch vier andere Künstler bei der Ausstellung mit, auch „echte“ Inder.

Sylvia Kuska
Es ist geschafft! Alle Kunstwerke haben ihren Platz gefunden. Viele Lampen rücken sie ins rechte Licht. Nun können die Besucher kommen.

Sylvia Kuska
Wusstet ihr, dass es im Museum einen Raum extra für Kinder gibt? In der Mitte steht ein Tisch. Ihr habt bestimmt noch nie einen gesehen, der so viele Schubkästen hat. Macht sie ruhig auf, holt Ausmalbilder, Stifte, Buntpapier raus und legt los mit eurer ganz eigenen Kunst!