Für tot gehaltener Obdachloser lebt noch

Merkwürdig war der Fall schon vor drei Wochen (wir berichteten). Jetzt wird er auch skurril. Der tote Mann, der Mitte April an der Skaterbahn im Mueßer Holz aufgefunden wurde, ist nicht der, für den er gehalten wurde. Wie es zu der Verwechslung kommen konnte, ist noch unklar. Irreführende Papiere könnten eine Erklärung sein.
09.05.2014
dieschweriner

Die Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich bei dem toten Mann um einen 65-jährigen Obdachlosen handelt – und nicht, wie zunächst angegeben, um einen 44-Jährigen, teilte die Polizei am Freitag mit. Der Mann, der als der Tote identifiziert worden war, lebt noch und liegt den Angaben zufolge seit Wochen im Krankenhaus. Die Verwechslung flog erst auf, als sich der Betreuer des Totgeglaubten über fehlende Sozialhilfezahlungen erkundigte, berichtet NDR 1 Radio MV. Seine Verwandtschaft hätte inzwischen auch für die Kosten seiner Beerdigung aufkommen müssen, obwohl er unter den Lebenden weilen würde.

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Wie konnte es zu der falschen Identifizierung kommen? „Das wird derzeit intensiv geprüft“, so Polizeisprecherin Manuela Kunze. „Dabei wird zu berücksichtigen sein, dass der Tote Ausweispapiere des noch lebenden Mannes mit sich führte.“ Außerdem hätten die Männer auch aufgrund ihres „ungepflegten Vollbarts“ Ähnlichkeiten aufgewiesen. Beide seien ferner miteinander bekannt und hätten zeitweise in einer gemeinsamen Wohnung in Schwerin gelebt, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen gegen fünf Polizisten wegen unterlassener Hilfeleistung eingeleitet, so der NDR. Wie unser Magazin am 15. April und 24. April berichtete, hatte eine Frau am Tag vor dem Leichenfund die Polizei zu dem Obdachlosen gerufen. Die Beamten hätten jedoch keine Notlage festgestellt, hieß es damals. Jetzt wird geprüft, ob durch dieses Verhalten der Tod des Mannes begünstigt wurde.