
Ein echter Sellering
Jürgen Suhr bedankte sich für Sellerings Stellungnahme, wiederholte noch einmal die Vorwürfe, erinnerte an die völkerrechtlichen Verstöße in der Ukraine, holte sich den geringsten messbaren Applaus ab und zog den Antrag zurück. Keine Abstimmung im Landtag. So sieht es also aus, wenn die Opposition den Regierungschef ein bisschen ärgern will.
Sellering hatte zuvor seine Reise routiniert verteidigt. In einer Erklärung, nicht in einer Regierungserklärung, wie von den Grünen ursprünglich gefordert. Die Teilnahme an der Feier zu Ehren von Altkanzler Schröder in St. Petersburg sei „eine hervorragende Gelegenheit“ gewesen, für den Russlandtag in Mecklenburg-Vorpommern zu werben. Sellering räumte ein, dass die Reise wegen der Ukraine-Krise in „schwierigen Zeiten“ stattgefunden habe, der Gesprächsfaden in solchen Zeiten aber nicht abreißen dürfe. Weniger Einräumen war nie. Seine Erklärung konnte man bereits am 29. April lesen. (hier klicken) Seit Mittwoch ist das Thema erledigt.
Wirkliche Brisanz war ohnehin nie drin. Nicht in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht bei diesem Landtag, wenn selbst die größe Oppositionspartei lieber Freundschaft! ruft und Russland meint. Nicht bei dieser Stimmungslage im Land. Vermutlich stapeln sich in der Staatskanzlei die Dankesbriefe. Wie damals bei der DDR-Debatte.
Sellering hatte all das geahnt, er schob die Bedenken aus dem eigenen Haus beiseite und meldete sich zur Schröder-Party-Putin-Show an, die offiziell als Wirtschaftsempfang der Firma Nordstream durchging. Die Linken fanden das gut, die CDU ebenso, mit dem Auswärtigen Amt war die Reise abgestimmt. „Das kann man machen“, hieß es.
Kann man machen. Das reichte Sellering.