Herr Müller hat die Wahl (Teil 6)

  • dieschweriner
Am Sonntag werden die Stadt- und Gemeindevertreter gewählt. In einer Serie erklären wir, wie man Stadtvertreter wird und warum. Herr Müller geht wählen.
25.05.2014
Roland Regge-Schulz

Und einmal musste Herr Müller sogar auf eine große Bühne zu einer Kundgebung. Da hat von seiner Brücke erzählt. Und davon, was er sonst noch so wichtig findet, in seiner Stadt. Und das Publikum hat genickt, viele haben geklatscht und ein paar haben sogar „Müller, Müller“ gerufen.

Heute ist endlich Wahlsonntag und Herr Müller ist schon um fünf Uhr aufgestanden. Er ist viel zu kribbelig zum schlafen. Er hat sich vor Aufregung sogar zweimal rasiert. Immer wieder schaut er auf die Uhr. Um Acht öffnet endlich das Wahllokal seine Türen. Herr Müller ist der erste, der eintritt. Zwei Frauen geben die Wahlzettel aus. Herr Müller muss seinen Ausweis zeigen. Ordnung muss sein. Auf einer Liste wird hinter seinem Namen ein Haken gesetzt, dann darf er endlich wählen. Bei dieser Wahl hat jeder Wähler drei Stimmen, die er frei verteilen darf. Herr Müller macht alle drei Kreuze hinter seinem Namen.

Er möchte ja unbedingt Stadtvertreter werden. Dann faltet er den Zettel und steckt ihn durch einen Schlitz in die Wahlurne. Geschafft, die ersten Stimmen hat er. Zu Hause läuft er hinter dem Fenster auf und ab und beobachtet die Leute auf dem Weg zum Wahllokal.

Als Frau Meyer mit ihrem Enkel Nils vorbeikommt, winkt Herr Müller ihnen zu. „Waren Sie schon wählen?“, fragt er.

Frau Meyer lacht: „Noch nicht, aber ich gehe gerade meine Stimme abgeben.“

Nils macht große Augen: „Deine Stimme abgeben? Brauchst du sie denn nicht mehr?“

Frau Meyer lacht: „Ach was, das ist doch nur ein anderer Ausdruck für wählen gehen.“

Im Wahllokal darf Nils sogar mit in die Wahlkabine. Nils schaut auf den langen Zettel, den seine Oma von der Frau am Eingang bekommen hat. Er sieht viele Zeilen mit Namen. Alle wollen Stadtvertreter werden. Frau Meyer sucht den Namen von Herrn Müller. Ah, da ist er. Sie macht zwei Kreuze dahinter. Eines setzt sie woanders.

„Psst, aber nichts verraten“, flüstert sie Nils zu.

Keiner soll wissen, wen sie wählt. Deshalb stehen sie ja auch in der Kabine. Das machen alle Wähler so. Denn Wahlen sind geheim.

Alle Teile unserer Serie im Überblick:

Herr Müller hat die Wahl (Teil 1)
Herr Müller hat die Wahl (Teil 2)
Herr Müller hat die Wahl (Teil 3)
Herr Müller hat die Wahl (Teil 4)
Herr Müller hat die Wahl (Teil 5)
Herr Müller hat die Wahl (Teil 7)

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