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Der ausgefallene Wahlkampf
Die FDP hat verloren wegen des Bundestrends, die AfD hat gewonnen wegen des Bundestrends. Aber sonst? Wer will erklären, weshalb CDU kräftig und Unabhängige Bürger leicht zulegen konnten, während SPD, Grüne und Linke ins Minus rutschten? Niemand. Es hat sich so hinnivelliert in den vergangenen Wochen. Alle waren gegen das Sparpaket des Caffier-Gesandten. Und fast alle waren für eine Sauna, die doch noch ins Schwimmbad auf dem Dreesch eingebaut werden soll. Sparpaket hin, Sparpaket her. Die Sauna wurde zum Symbol der Ablehnung.
Die Parteien sind nicht gegeneinander angetreten, sondern gegen einen Gegner, der gar nicht antrat. „Ich dachte schon, wir müssten mit Hundekacke Wahlkampf machen“, sagte Gerd Böttger, nachdem er von der Streichliste des Beratenden Beauftragten gehört hatte. „Endlich richtige Themen.“ Nur: Das dachten nicht nur die Linken. Das dachten auch die anderen.
Vor der Wahl rächte sich, dass PWC die Streichliste erst Monate zu spät vorgelegt hatte. Bessere Munition gab es nicht für die Parteien. Die Bösen, das waren die Prüfer, der Innenminister, das Land. „Wenn jetzt alle Nein sagen, wird es schwierig mit der Diskussion“, sagte Moderator Jürgen König vom Deutschlandradio Kultur bei einer Runde mit Kandidaten. Es war die vorweggenommene Zusammenfassung.
Der Rest blieb Routine. Infostände, Luftballons, Zettel verteilen. Mit vollem ehrenamtlichen Einsatz. Aber Routine. Die Grünen versuchten, bei der Bürgerinitiative gegen das Hochhaus am Ziegelinnensee unterzukommmen, die ASK-Neulinge bei der Aktion „Rettet die Paulshöhe“. Beides mit mäßigem Erfolg. Bei den Liberalen plakatierte sich Cécile Bonnet in die Stadtvertretung. Die SPD setzte auf „Weiter so“, die AfD auf das Gegenteil, meinte aber nicht Schwerin, sondern Europa.
Die Unabhängigen Bürger werden am Wahlabend zufrieden gewesen sein, ebenso die Linken. Die jedoch weniger mit dem Ergebnis, als vielmehr mit dem Schachzug, Helmut Holter aufgestellt zu haben. Ohne ihn wäre es wohl deutlicher nach unten gegangen.
Ach ja. Und Ernie. Der Hund tauchte auf fast jedem Foto von Georg Kleinfeld auf, dem Vorsitzenden der Jungen Union und Blingbling-Experten mit aufgemotztem Wahlkampfmobil. Ernie half mit beim Wahlsieg von Herrchen.
Nur gut für die CDU, dass Gerd Böttger nicht mit Hundekacke Wahlkampf machen musste.