Wer ist der Mann mit dem Besen?

Ist euch auf dem Marienplatz schon einmal die Figur von dem Mann mit dem Besen aufgefallen? Er hat nie etwas erfunden. Ein Schauspieler, Sänger, Sportler oder Politiker war er auch nicht. Trotzdem kannte ihn früher fast jeder in Schwerin.
24.06.2014
Sylvia Kuska

Der Mann hieß August Felten. Er war ein armer Mann. Um sich etwas Geld zu verdienen, fegte er die Straßen in der Stadt. Den Besen dafür hat er sich selbst aus Reisig gebunden. Manchmal sprach er die Leute, die an ihm vorbeigingen, an. Manchmal meckerte er mit ihnen. Und manchmal war er auch ganz schön frech. Wenn Markttag war, zum Beispiel. Dann fegte er manchmal mit Absicht genau dort, wo Fleisch, Eier oder Gemüse verkauft wurde. Das fanden die Leute nicht nett. Weil es staubte. Aber auch, weil sie nicht so richtig zwischen den Ständen vorbeigehen konnten. Dann sagte er zum Beispiel auf Plattdeutsch: „Wenn ick her fägen dau, hett hier keiner wat tau gahn!“ Auf Hochdeutsch heißt das: „Wenn ich hier fege, dann hat hier keiner zu gehen.“ Weil er mitunter so mürrisch war, nannten ihn die Leute auch „Oll Felten“, den ollen Felten. Kinder ärgerten ihn manchmal auch zurück.

Er war aber nicht immer mürrisch. Einmal hat er Kindern eine große Freude bereitet. Es war Winter und auf dem zugefrorenen Wasser beim Schloss sollte ein großes Kinderfest gefeiert werden. Doch es schneite und schneite und schneite. Immer wieder fegte August Felten den Schnee weg. Doch kaum, dass er fertig war, konnte er wieder von vorne anfangen. Dreimal fegte er das Eis, damit die Kinder ihre Freude beim Fest hatten. Denn auch wenn er manchmal mürrisch war, mochte er die Schweriner. Und die Schweriner mochten ihn. Vor 90 Jahren war er sogar mal auf einer Postkarte abgebildet.

Woher man das alles weiß? Das steht in der „Stadtchronik“, einer Art Geschichtsbuch über Schwerin. August Felten selbst kann solche Geschichten von früher nicht mehr erzählen. Er ist vor 83 Jahren gestorben. Da war er 79 Jahre alt.