Weshalb kam der Tatverdächtige gleich wieder frei?

Nach dem Angriff auf einen Mann aus Somalia am Freitagabend im Stadtteil Mueßer Holz liegt das Opfer weiter in der Helios-Klinik. Der 28-Jährige war rassistisch beleidigt, zu Boden geschlagen und mit einer Flasche schwer am Kopf verletzt worden. Der Tatverdächtige wurde nach drei Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt. Warum eigentlich?
16.09.2014
Matthias Hufmann

Eine Antwort darauf gibt es bislang nicht. Die Polizei in Schwerin verweist auf das Präsidium Rostock. Dort wird man gebeten, sich bei der Staatsanwaltschaft zu melden. Also wieder in Schwerin. Mail, Anruf, zunächst keine Reaktion. Dann der Rückruf mit dem Hinweis, dass eine weitere Mitteilung in Vorbereitung sei. Nur: Die ist am Montag nicht gekommen. Deshalb hier noch einmal unsere Fragen:

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- Der Tatverdächtige wurde „zur Verhinderung weiterer Straftaten ins polizeiliche Gewahrsam genommen“. Reichen drei Stunden dafür aus?

- Der Afrikaner wurde um 20.50 Uhr angegriffen. Das heißt: Irgendwann nach 0 Uhr war der stark alkolisierte Tatverdächtige wieder frei. Mitten in der Nacht. Ist das üblich - oder hätte man nicht wenigstens bis zum Morgen warten können?

- Der Tatverdächtige ist der Polizei wegen zahlreicher Delikte bekannt, darunter auch Körperverletzung. Hat die Staatsanwaltschaft keine Sorge, dass ihre Entscheidung als Milde für den Falschen gewertet werden könnte?

Der 28-jährige Schweriner wurde nach der Tat von Zeugen erkannt. Er flüchtete von Kaufland Richtung Tankstelle, verfolgt von vier Polizisten. Er versuchte sich zu verstecken, rannte zurück zur Keplerstraße - und wurde dort von drei Passanten festgehalten, bis die Einsatzkräfte ihn am Boden fixieren konnten. Er wehrte sich dabei vehement und beleidigte die Beamten.

Die Akte zum Fall befinde sich seit Montag im Hause, sagt die Staatsanwaltschaft. Weitere Maßnahmen würden geprüft. Der Staatsschutz ist eingeschaltet. Und der Tatverdächtige? Der war nur kurz mal weg.