
Setzt Schwerin beim Ehrenamt alles auf eine Karte?
Schleswig-Holstein hat eine. Bayern auch. Hessen. Nordrhein-Westfalen. In Rostock zahlt sich Ehrenamt ebenfalls aus. Mit einer Karte, die den Inhabern diverse Vergünstigungen bietet. Im Theater, bei Sehenswürdigkeiten, im Museum, beim Nahverkehr, zum Beispiel. Als Dankeschön und Würdigung für ihren freiwilligen Einsatz – ohne den angesichts klammer Kassen vieles nicht mehr möglich wäre.
Schwerin soll nun auch eine solche Ehrenamtskarte einführen. Das haben die Stadtvertreter der Oberbürgermeisterin – und damit der Verwaltung – mit ihrem einstimmigen Beschluss am Montagabend ins Hausaufgabenheft geschrieben. Sollten sie das tun, werde sie widersprechen, hatte Angelika Gramkow vor zwei Wochen bei der Abstimmung im Hauptausschuss angekündigt. Die Einführung sei keine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Des finanziellen Könnens. Eine neue freiwillige Aufgabe sei nicht mit der geforderten Haushaltskonsolidierung vereinbar.
Die Stadtvertreter sagen also Ja zur Karte. Und die Oberbürgermeisterin nun doch nicht Nein. Weil ein Widerspruch erstens vermutlich keine Mehrheit bekommen würde. Und zweitens, der Beschluss der Verwaltung viele Möglichkeiten für eine freie – „und damit finanziell vielleicht machbare“ – Umsetzung lasse. Denn: Einst von der SPD eingebrachte konkrete Vorgaben wie ermäßigte Jahreskarten für Stadtbibliothek und Zoo, ein freier Eintritt pro Jahr im Speicher, Kino und Museum oder ein Fahrscheinkontingent wurden vor ein paar Wochen durch einen interfraktionellen Antrag von SPD, Grüne, CDU, Linke und Unabhängige Bürger ersetzt.
Dieser hält das Wie und Was offen. Und besagt auch: Nicht jeder Ehrenamtler soll in den Genuss kommen. Die Stadtvertreter verstehen die Karte als Auszeichnung – die nur Personen erhalten, die von der Verwaltung dafür ausgewählt wurden. Nach welchen Kritieren? Das ist noch offen. Auch das soll die Verwaltung erarbeiten. Die Stadtvertreter haben ihr reichlich Zeit dafür mitgegeben. Bis zum nächsten Internationalen Tag des Ehrenamtes. Der ist am 5. Dezember 2015.
Die Verwaltung werde nun alle Möglichkeiten ausloten, das Gespräch mit Unternehmen suchen, sagt Angelika Gramkow. Am liebsten wäre es der Oberbürgermeisterin jedoch, wenn das Land bei seinen Plänen für eine Ehrenamtsstiftung oder einer landesweiten Ehrenamtskarte zeitnah Nägel mit Köpfen machen würde. „Dann können wir uns dranhängen.“