
Kein Platz für Mvgida
Eine halbe Stunde später, um kurz nach halb neun, rasten Polizeitransporter durch die Schlossstraße. Die Demo des Pegida-Ablegers war gerade an der Siegessäule zu Ende gegangen, als die Einsatzkräfte tatsächlich zum Marienplatz eilen mussten. Dort wurden Böller gezündet, es gab Zusammenstöße mit Gegendemonstranten, beide Lager konnten nur mühsam getrennt werden. „Zum Schluss zückte die Polizei das Pfefferspray gegen uns“, schrieb ein Mvgida-Teilnehmer auf Facebook. 30 von ihnen wurden in die Lübecker Straße zurückgedrängt und zum Bahnhof begleitet. Und auch dort kam es von beiden Seiten zu Rangeleien, hieß es in der Abschlussmeldung der Polizei. Verletzt sei jedoch niemand worden.
Zwei Stunden vorher hatte sich Mvgida zum vierten Mal vor dem Schloss getroffen. Eine kurze Rede nur, dafür ein als Uncle Sam verkleideter Demonstrant, der eine Merkel-Figur am Gängelband hielt. Es gab Applaus und „Ami go home“-Rufe. Uncle Sam durfte zuvor trotzdem noch Spenden einsammeln - man habe schließlich auch Kosten, lautete die Erklärung. Zum Beispiel für Anwälte.
Die genehmigte Route war für die meisten Teilnehmer eine einzige Enttäuschung. Statt durch die Innenstadt mussten sie diesmal durch Geschwister-Scholl-, Mecklenburg- und Goethestraße zum menschenleeren Klingberg-Platz marschieren. Minuten lang war ihnen vorher mitgeteilt worden, was sie tunlichst zu unterlassen hätten. Pöbeleien? Verboten. Vermummen? Verboten. Frust machte sich breit. Ein bisschen „Lügenpresse“-Standard, hier und da ein mobilisierendes „Wir sind das Volk“ - das war's. Nicht einmal die NPD hatte im Schloss ihr Licht angelassen.
Mvgida musste die Innenstadt den Gegendemonstranten überlassen. Und die feierten an diesem Abend vor allem auf dem Markt. Dorthin hatte das „Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin“ eingeladen. 200 kamen zum Demokratiefest. Es wurde gesungen und getanzt. „Es war nicht umsonst, dass wir vor 25 Jahren für Vielfalt und Meinungsfreiheit auf die Straße gegangen sind“, sagte Landtagsvizepräsidentin Silke Gajek von den Grünen.
Acht Gegenveranstaltungen - von groß bis ganz klein - gab es insgesamt. Und alle so angemeldet, dass kein Platz mehr war für Mvgida. Acht Orte für eine weltoffene Stadt.
Für einige war das offensichtlich zuviel.